Himmel und Erde werden vergehen – aber die Worte Jesu nicht.
Das glaubt die Gemeinde seit jeher, wie am Matthäusevangelium 24,35 zu sehen ist.
Auch wenn alles vergeht, zusammenfällt – das Wort Jesu ist verlässlich.

Aber: Was nützen Worte, wenn nichts mehr da ist, keiner da ist, der sie hört und versteht?
Mit „Worte“ sind nicht nur die Lautwellen gemeint.
Worte Jesu sind mehr als Klangwellen vom Mund ins Ohr.
Das schöpferische Wort Gottes hat – so Genesis 1 – Welt, Flora, Fauna, Mensch erschaffen.

Worte von Menschen sind Handlungen: „Geh nicht weiter – Abgrund!“, „Stopp!“, „Weine nicht, ich bin doch bei dir!“ – Worte haben Folgen, konstruieren Beweise, führen zu Emotionen, sie regen auf, streicheln, schlagen, richten auf und sie errichten Welten in Romanen. Nicht nur Filme setzen die Worte der Romane in Bilder um, schaffen damit gewisse Realitäten. Hörende arbeiten mit Worten, setzen sie für sich um, bewusst oder unbewusst. Ununterbrochen denkt unser Hirn in Worten – wir sind Wort. Leben besteht aus Worten – und in Träumen aus Bildern.

Im Zusammenhang mit Gott wird „Wort“ aus dem biblischen Kontext verstanden: Worte Gottes sind auch nicht nur Klangwellen. Gottes Worte sind neu erschaffende Handlungen: Der Kosmos wurde durch das Wort erschaffen, die Sterne (?) durch den Hauch seines Mundes (Psalm 33). Worte Gottes sind, so lehren und zeigen es die Propheten, wirkmächtig, setzen Menschen und Gewalten in Bewegung. Und die Evangelien zeigen, dass die Worte Jesu Menschen verändern, sie neu machen, ihnen Leben schenken, Heilung, Geborgenheit, Befreiung wirken. Denn Jesus Christus selbst, so das Johannesevangelium, ist Wort Gottes, das Mensch, irdisches Lebewesen, wurde.

So verstehen wir auch die Worte, die wir im Matthäusevangelium finden:
Es sind nicht einfach Klangwellen, die nicht vergehen, die auf keine Ohren mehr stoßen, wenn alles vergangen ist, Klangwellen, die irgendwo in die Leere hinein herumirren.
Selbst dann, wenn nichts mehr ist, ermöglichen sie Zukunft.
Selbst dann, wenn die Kultur des Todes den Menschen vernichtet, sie schaffen Leben.
Selbst dann, wenn Hoffnungslosigkeit Herzen und Seelen ergreifen, sie lassen jubeln.
Selbst dann, wenn Traurigkeit schier den Körper zu sprengen scheint – durch Tränen des Schmerzes: Lichtfunkeln.
Es sind schöpferische, Menschen zugewandte und liebende Worte. Sie erschaffen dem neu erschaffenen Menschen Ewigkeit. Ohne den Menschen wird Gottes Wort nie sein. Gottes Wort will mit uns sein, jetzt, ewig.

Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte werden nie vergehen.