Willkommenskultur

Stämme und Gruppen haben Schwierigkeiten damit, Fremde aufzunehmen. Eine Willkommenskultur ist menschheitsgeschichtlich gesehen kaum vorhanden. Jede Gruppe musste um das Überleben kämpfen. Nahrungsmittel waren knapp, Fremde kamen in kriegerischen Absichten, um die Ressourcen zu rauben.

Dieses Erbe steckt in uns. Darum hilft es nicht, eine Willkommenskultur zu propagieren. Es muss eine kluge Politik dahinterstehen. Eine kluge Politik ist dadurch gekennzeichnet, dass sie Realitäten ins Auge blickt – und somit auch die Zukunft berücksichtigt. Auch aufgrund der vielen Abtreibungen nimmt die Bevölkerung in unserem Land ab – wir benötigen also Menschen aus anderen Ländern. So heißen wir alle willkommen, die aus EU-Ländern zu uns kommen und arbeiten. Das ist ein gutes Zeichen: Wir sehen einander nicht mehr als Fremde an – und das mit dem Arbeiten hängt damit zusammen, dass wir eben immer noch Angst haben, die Ressourcen könnten nicht reichen. Dann kommt die zweite Zukunftskomponente mit ins Spiel: Geht es einem Land nicht gut, beginnen brutale Verteilungskämpfe. Man kann sagen: Oh, das wollen wir aber nicht! Die Realität sieht seit es Menschen gibt jedoch anders aus. Darum muss kluge Politik den Flüchtlingsstrom den Realitäten anpassen.

Die kluge Politik trifft jedoch auf unsere christliche Tradition. In der Schöpfungsgeschichte heißt es, dass alle Menschen Ebenbilder Gottes sind: Jeder Mensch – nicht nur der aus Deutschland und der EU – hat gleiche Würde. Somit hat jeder Mensch auf der Welt die Rechte, die ich habe. Was ich für mich in Anspruch nehme, gilt auch für ihn. Jesus setzt dem noch eins drauf: Er lobt diejenigen, die Fremden Obdach gegeben haben – und fordert damit gleichzeitig, Obdach zu geben, das heißt: Mit ihm wie mit der Familie zusammenzuleben. Rassismus und Nationalismus haben keine Wurzeln im christlichen Glauben. Christen sind für alle Menschen da und fühlen sich auch in aller Welt zu Hause. Eine Willkommenskultur ist eminent christlich.

Es stoßen somit zwei Bestrebungen aufeinander: Alle sind aufzunehmen – dagegen ist kluge Politik. Eine verantwortungsvolle Politik versucht, beides unter einen Hut zu bringen, so dass weder Flüchtlinge, noch Einheimische zu Schaden kommen. Somit gibt es inzwischen intensivere Bestrebungen, Menschen, die in unser Land kommen, schneller zu integrieren, Ghettobildung zu vermeiden, sie aus den Händen ihrer Landsleute zu holen, die sie für ihre Zwecke ausbeuten wollen, es wird wohl bald die Möglichkeit gegeben, Kriminelle und evtl. Integrationsverweigerer leichter auszuweisen, weil verantwortungsvolle Politik es verlangt.

Verantwortungsvolle Politik erkennt, dass das Wohl der Einheimischen mit dem Wohl der Flüchtlinge verbunden ist – und das Wohl der Flüchtlinge mit dem Wohl der Einheimischen. Geht es Flüchtlingen schlecht, geht es Einheimischen schlecht, geht es Einheimischen schlecht, geht es Flüchtlingen schlecht.

Unser Land ist, was die Willkommenskultur betrifft, schon ein großes Stück weiter gekommen und ist nicht mehr dem alten Stammesdenken verhaftet. Vor allem, wenn wir bedenken, dass sich vor ein paar Jahrzehnten noch Nauheimer, Treburer und Königstädter einander bekämpft haben, sind wir doch ein wenig weiter gekommen. Es gibt immer Bedenkenträger und Nörgler. Sie gehören zur Demokratie dazu und müssen auch gehört werden, denn sie haben manchmal mehr Durchblick, was Realpolitik betrifft, als diejenigen, die sich voller Emotion in die Menschlichkeit hineinstürzen.

Eine Willkommenskultur benötigt in der Demokratie das verantwortungsvolle Handeln eines jeden – und so muss verantwortungsvolle Politik darauf achten, dass die inzwischen gewachsene Willkommenskultur nicht durch falsche politische Entscheidungen zerstört wird. Wie auch immer Politik agiert: Menschenverachtung hat mit verantwortungsvollem Handeln und unserer christlichen Basis nichts zu tun.