In tiefster Nacht und Verzweiflung um Kraft bitten, die Hoffnung auf das Licht nicht zu verlieren. In aggressiver Kälte und Lähmung um belebende Wärme Gottes bitten können – das schenke uns Gott.

Der christliche Philosoph Laktanz (3. Jahrhundert) überliefert eine Aussage, die einem alten griechischen Denker zugeschrieben wird:

 Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:

 Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,

 Oder er kann es und will es nicht:

 Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,

 Oder er will es nicht und kann es nicht:

 Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,

 Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:

 Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Wenn wir über das Leiden nachdenken, dann stoßen wir an unsere Grenzen. Das gerade dann, wenn wir glauben, dass Gott liebt.

Manche Menschen, die das nicht verstehen, verlassen Gott, hadern mit Gott, kämpfen gegen Gott an. Das muss nicht so sein, denn andere Menschen, die das nicht verstehen, fühlen Gott ganz nah in ihrem Leiden, spüren, dass er sie stärkt.

Jesus selbst, der Gottes Liebe wie kein anderer Mensch lebte und lehrte, rief am Ende seines Lebens in seinem Leiden, seinen Schmerzen, seinem Sterben am Kreuz:

Mein Gott, mein Gott,

warum hast du mich verlassen?

Wir leidenden Menschen schreien „Warum, Gott?“ – wie der Beter des Psalms 22. Wir haben keine Antwort.

Was wir Christen jedoch sehen: Jesus starb – und er wurde auferweckt. Aus christlicher Perspektive hat Leiden nie das letzte Wort. Gott führt uns über das Leiden hinaus – er führt uns immer weiter. Auch wenn das Leiden wie eine unüberwindbare Wand vor uns steht –

Gott führt weiter. Und selbst der Tod, die unüberwindbare Wand schlechthin, wurde von Gott durchbrochen. Paulus jubelt: Jesus Christus ist auferweckt worden – so werden auch wir auferweckt werden.

Wie wir das Leiden nicht verstehen, so verstehen wir die frohe Botschaft auch nicht. Gott schenkt sie uns, damit wir in dunklen Zeiten über das Leiden hinausschauen können in die lichte Herrlichkeit Gottes.

Es ist ein Segen, wenn man sein Leiden erklären kann, wenn man selbst seinem Leiden einen Sinn geben kann, vor allem dann, wenn damit verbunden ist, dass wir uns in Gott bergen, uns an Gott wenden, in ihm den Sinn finden.

Mag das Leiden als Strafe durch Gott verstanden werden, als Prüfung, als Herausforderung, als Korrektur falschen Lebensstils, als vorbereitende Stärkung, als etwas, das mich für das Leiden anderer sensibilisiert, mag es als etwas verstanden werden, das andere nie so sehen würden.

Leiden aus der Gottesbeziehung heraus ist etwas ganz Persönliches, Intimes – etwas zwischen Gott und mir alleine. Von daher kann ich es auch nur selbst verstehen, ahnen. Mein Leiden.

Und das zu können, das ist ein Segen. Gott segne Euch.