Zeit. Was ist Zeit? Die Natur gibt so etwas wie Zeit vor: Rhythmus von Tag und Nacht, Jahreszeiten. Die Sonne ist es, die unseren Zeit-Rhythmus bestimmt. Wir Menschen empfinden Zeiten, gleichmäßig ablaufende Zeiten der Natur. Diese Zeiten werden durch besondere Ereignisse unterbrochen: Geburten, Hochzeiten, Tod. Aber auch sie sind ganz normale Abläufe in der weiter laufenden Zeit. Seit Jahrmillionen läuft die Zeit, wir erleben als Menschen einen kleinen Teil der Zeit.

Doch was machen wir? Wir unterbrechen die Zeit mit Besonderheiten: Feste! Wir feiern. Wir geben der gesichtslos, ununterbrochen ablaufenden Zeit einen Charakter, wir unterbrechen sie. Wir halten sie quasi an – um ihr unseren Stempel aufzudrücken, um mit Freude Atem zu holen für die kommende Zeit.

Von der heidnischen Tradition haben wir Christen den Sieben-Tage-Wochenrhythmus übernommen. Von Juden haben wir den siebten Tag als Ruhetag übernommen. Während Juden den Samstag/Sabbat feiern, in Erinnerung an das Ruhen Gottes nach seiner Schöpfung, feiern wir Christen den Sonntag als Auferstehungstag: Jesus Christus ist an einem Sonntag auferstanden – also feiern wir diese an jedem Sonntag. An ihm sollten wir der Zeit den Stempel: Ruhe aufdrücken. Wir gehen mit der Zeit um – nicht die Zeit mit uns. Halten wir sie kurz einmal an, um uns auf Gott, die Menschen und uns selbst zu besinnen. Ununterbrochene Rastlosigkeit, ununterbrochenes Getriebensein von der Zeit macht krank. Darum empfinden wir den Ruhetag als Gottesgeschenk.

Wir setzen ein Jahresende – und dieses Jahresende haben wir Chriisten schon im November 2017 in der Hipo vorgestellt (Allerheiligen, Allerseelen, Ewigkeitssonntag). Im November halten wir ein – denken an den Verlust lieber Menschen, denken daran, dass wir selbst den Weg aller Sterblichen gehen. Nichts ist in der Schöpfung ewig – aber Gott schenkt Ewigkeit. Diese traurigen und zugleich zuversichtlichen Zeitunterbrechungen von uns Christen helfen, unser gesamtes Leben in den Blick zu bekommen: Wie habe ich es gestaltet – wie will ich es gestalten? Soll der erfahrene Verlust meine Lebenszeit bestimmen – oder die Erwartung dessen, was Gott uns an ewigem Leben schenkt?

Danach setzen wir Christen einen Jahresanfang. Das christliche Jahr beginnt nicht am 1.1. – es beginnt am 1. Advent: Die feierliche Stimmung der Kerzen, die Freude auf Weihnachten (25.12.) und die Hoffnung, dass Jesus Christus kommt, um der Welt ein neues Ziel, einen neuen Sinn zu geben. Auch das wurde in der genannten Hipo schon angesprochen.

Doch mit Weihnachten hören die Feste nicht auf. Wie dieses Fest sind auch die folgenden Feiern überwiegend „Christus-Feiern“. Doch diese „Christus-Feste“ haben immer auch etwas mit uns zu tun. Es wird Jesus Christus gefeiert – Gott beschenkt uns – wir lassen uns von Gott beschenken – wir beschenken andere.

Das erste große Fest nach Weihnachten ist Epiphanias (6.1.). Heute wird es auch vielfach Dreikönigsfest genannt. Wie auch immer man es nennt, es ist Erinnerung daran, dass Jesus Christus geboren und getauft wurde und damit als Sohn Gottes geoutet wurde. Was hat das Fest mit uns Menschen zu tun? Gott kommt uns in Jesus Christus ganz nah – und das wird auch mit dem katholischen Brauch verdeutlicht, die Häuser zu segnen: C+M+B – das heißt heute: Christus mansionem benedicat (Christus segne dieses Haus).

Bevor dann die Fastenzeit – die Passionszeit – mit dem Aschermittwoch beginnt und mit Ostern endet, haben wir die Fastnacht/Narrenfeste. Die Fastnacht ist nicht christlichen Ursprungs, hat aber vielleicht den Namen von der folgenden Fastenzeit bekommen. In der nächsten Hipo werden wir Passionszeit, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern ansprechen.