(1) Wattebausche segeln

am blauen Himmelsmeer dahin.
In erhabener Stille.

(2) Gott bahnt sich zu uns seinen Weg.

Mit jedem Wort, das er zu uns spricht,
bahnt er in uns ein Weg in Licht.
Es ist unscheinbar und ganz klein –
im Leiden wird es wie verschwunden sein.
Gott bahnt sich zu uns mühsam seinen Weg.

(3) Was war der Himmel

so klar und blau, nun ist
er trüb, ach, so grau.
Was war der Himmel
so trüb, so grau, nun ist er
klar und – wow – so blau.

(4) Schreck

Ihr Amselkinder
macht nicht so´n Geschrei, das lockt
nur Feinde herbei.

(5) Der Traum dringt durch die Wände,

rührt Herz, Hirn, Hände,
er ist mir ganz nah,
weil er in meinem Innern war.
Jesus dringt durch die Wände,
erfüllt Herz, Hirn und Hände,
er ist mir ganz nah,
weil er in meiner Seele war.

(6) Die Amselkinder

lauschen im Kuschelnest auf
Papas Abendsang.

(7) Im Rosenblätterregen

nimmt sie ihr Frühstück ein.
Sie bittet um den Tagessegen,
mit den zwitschernden Vögelein.
Die Morgensonne die ihr lachet,
die heißt Herr Jesus Christ,
denn dieser ist´s der machet,
dass ihr Herz jubelnd fröhlich ist.

(8) Straßenkaffee

Getrockneter Lippenrand schmückt die Tasse,
befleckt ist das Tuch von Kaffee und Kindereis,
wacklig der Tisch, Pappdeckel befreit,
abgehetzt die Kellnerin im engen Schuh.
Fröhliche Menschen lachen vorbei,
bunte Kleidung umtanzt Sommerhaut.
Fremde – nie mehr seh ich sie wieder.
Sie nehmen Platz in meinem Herzen.

(9) Die Tiere der Tiefe

tauchen auf in der Nacht,
drehen ein paar Runden
im erschrockenen Hirn.

(10) Das Leben

ist eine einzige Party
sagte der Zugedröhnte
und ersoff in den Fluten
des Lebens.
Lieber so,
sagte der Kumpel,
als bei vollem Bewusstsein.
Lieber so.

(11) Am Morgen sah ich einen Falken

wie er stolz auf seiner Warte sitzt.
Am Abend sah ich diesen Falken
auf die Straße aufgespritzt.

(12) In warmer Frühlingsnacht

unterm Sternenhimmel,
umhüllt vom Fliederduft.
Und Du? Du bist so fern!

(13) Freunde,

glaubt nicht an die Raupe,
die zum Schmetterling mutiert,
glaubt nicht an den kahlen Zweig,
der zur Frühlingsblüte wird.
Der Tod ist der Bruder des Schlafes:
Am Morgen steht Jesus um uns
und sagt liebevoll: Kind, steh auf!

(14) Hommage an die Könnerinnen

Ich putzte die Fenster mit aller Kunst,
doch oh grauslichster Graus,
am nächsten Morgen in der Sonne,
sahen sie schlimmer als vorher aus.

(15) Die dominanten Winterraben

haben öffentlich nichts mehr zu sagen.
Die Frühlingsvögelein
zwitschern sich in die Herzen hinein.

(16) Passion 4

Juden und Heiden verfolgten Jesus.
Heiden verfolgten sein Volk.
Jesus wurde verraten.
Juden wurden verraten.
Jesus wurde verhaftet.
Juden wurden verhaftet.
Jesus wurde gedemütigt.
Juden wurden gedemütigt.
Jesus wurde gefoltert.
Juden wurden gefoltert.
Jesus wurde ermordet.
Juden wurden ermordet.
Jesus litt in Erinnerung
der Befreiung aus dem Sklavenland.
Juden litten in Erinnerung
der Befreiung von dem Sünden- und Todesband.
Jesus weint über sein Volk.
Jesus weint über seine Heiden.

(17) Gott in sich selbst suchen.

Gott im Nächsten finden.
Sich von Gott finden lassen.
Ehre sei dem Vater.
Ehre sei dem Sohn.
Ehre sei dem Heiligen Geist.

(18) Passion 3

Herr Jesus Christus, wir sehen dein zerschundenes Gesicht
und sehen in ihm die schmerzverzerrten Gesichter der Menschen.
Herr Jesus Christus, wir sehen die tiefe Angst in deiner Seele,
und sehen in ihr, die große Angst, die uns Menschen anficht.
Herr Jesus Christus, wir sehen in deinem Schmerz, in deiner Angst die große Liebe
und sehen in ihr unseren Schmerz, unsere Angst und Hoffnungslosigkeit geborgen.
Herr Jesus Christus, wir sehen in deinen Augen die große Liebe,
Herr Jesus Christus, wir spüren in deinen Armen die tragende Kraft,
wir bitten dich,
trage auch uns durch die Nächte des Lebens, durch die Finsternis der Welt,
richte uns auf, wenn wir auf dem Lebensweg schmerzvoll und verängstigt verharren.
Wir danken dir. Wir danken dir. Amen.

(19) Frühling

Früh am Morgen Haus verlassen –
eingetaucht in Gesang.

(20) Passion 2

Sehen können die Menschen in Jesus Christus am Kreuz,
dass sie leben können in Ewigkeit,
gereinigt, befreit, geliebt, bewahrt.
Hören können die Menschen von Jesus Christus am Kreuz,
dass sie leben können in Gottes Zeit,
gereinigt, befreit, geliebt, bewahrt.
Spüren können wir Menschen die Hoffnung am Kreuz,
geworfen in die Welt der Hoffnungslosigkeit leben wir,
gereinigt, befreit, bewahrt, getragen.
Unser Jesus, wir denken an deine Liebe am Kreuz,
geborgen in deiner Liebe leben wir,
gereinigt, befreit, bewahrt – unglaublich.

(21) Passion 1

Das Lamm Gottes gerissen von Wölfen.

Das Lamm Gottes gerissen von Wölfen,
es ist bei mir, unter den Wölfen.
Jesus fürchtet sich vor Erniedrigung und Schmerz.

Jesus fürchtet sich vor Erniedrigung und Schmerz,
um mir nahe zu sein in meiner Erniedrigung, meinem Schmerz.
Jesus schreit am Kreuz: Warum, mein Gott.

Jesus schreit am Kreuz: Warum, mein Gott,
in seinem Schrei birgt sich mein Warum.
Jesus, der Christus, stirbt am Kreuz den Tod.

Jesus, der Christus, stirbt am Kreuz den Tod,
wird mich umhüllen und zum Leben führ´n.

(22) Frühlingssingsang

Wunderbar, mein Gott, es ist Frühling!
Vögel zwitschern und pfeifen,
von Dächern und von Zweigen.
Bienen summen um gelbende Kätzchen,
Büsche blühen,
Bäume grünen,
Eichhörnchen machen Mätzchen.
Warmer Hauch umschmeichelt die Haut,
die strahlende Luft ist leicht verblaut.
Wunderbar, mein Gott, es ist Frühling!

(23) Das Glück,

das Glück
genießen zu können,
wenn es auch nur
einen Tag lang währt,
einen kurzlang Augenblick
vielleicht,
gestreift vom Glück.

(24) Unglück

Glück
ist nur
ganz
genießbar,
wenn
Glück
Glück streift.

(25) Nur

Wellenplätschern
Möwenrufen,
Wind
im Ohr –
und dein Atem.
Erinnerung.

(26) Einen Augen-Blick lang

schaut Gott uns an.
Wie ein Lufthauch nur berührt
uns Gottes Nähe.
Er erhebt uns aus der Mattheit,
damit wir stehen –
wir können gehen!

(27) Blinzeln,

Küsschen,
streicheln –
ich, gespürt von dir.
Wort,
Name,
Gedanke –
ich in dir.

(28) Sie liebe Tanzen.

Ballkönigin
sei sie gewesen beim Dorftanz,
früher,
die 89jährige.
Heute
tanze sie in der Küche,
allein.
Gott liebt den Tanz.

(29) Entfernt wurde der Weihnachtsbaum,

ein leichter Duft steht noch im Raum.
Das mit dem Christkind war schon lange her.
An dieses Kind denkt keiner mehr.
Ein leichter Duft durchzieht uns auch im neuen Jahr,
weil Christ noch ist – nicht einmal war.

(30) Die Bäume ziehn ihr

Schneekleid aus.
Strahlen streicheln
Schneekleid weg.

(31) Mancher ist zornig

gegen den andern, weil der
seine Träume lebt.