1.

Für Glaubende ist Gott gewiss.
Sie haben Erfahrungen gemacht, die sich nicht anders erklären lassen als mit der Existenz Gottes.
Glaubende bleiben für Nichtglaubende eine ständige Herausforderung – wenn sie nicht einfach ignoriert werden.
Denn wenn es Gott gibt – dann laufen Nichtglaubende in die Irre mit Folgen nicht nur für ihre Ewigkeit, sondern auch für ihr Leben in der Zeit.

2.

Für Glaubende können Argumente gegen die Existenz Gottes durch Nichtglaubende auf den ersten Blick auch eine Herausforderung sein:
Warum haben sie als Glaubende Gotteserfahrungen gemacht, und andere nicht?
Warum spüren sie Gott manchmal nicht, warum scheint er sich von ihnen entfernt zu haben? Kurz: die Anthropodizee und Theodizeefrage.
Wenn es Gott nicht gibt, haben sie sich im Leben geirrt. Ohne weitere Konsequenzen. Im Gegenteil: sie haben große Vorteile. Das wird auch von manchen Nichtglaubenden nicht geleugnet.

3.

Aber diese Herausforderung ist – wenn überhaupt – nur eine kleine Irritationen auf dem ersten Blick.
Auf den zweiten Blick sind die plausiblen Erfahrungen Glaubender so dominant, dass es kaum langandauernde Zweifel gibt – bzw. der Glaube irgendwann zurückkommt.
Warum andere nicht glauben können oder nicht glauben wollen, kann so unendlich differenziert gesehen werden, dass Unglauben keine Antwort auf die Frage ist.
Und Gott in Lebensabschnitten nicht spüren, hören, wahrnehmen kann Teil des Lebens sein. Teil im Wachstumsprozess des Glaubens, getragen von Gott, auch wenn man ihn nicht spürt. Wie der verlorene Sohn in Erinnerung an seinen Vater zurückkehrte. Erinnerung – getragen vom Vater. Ohnmächtig und mit zerstörten Hoffnungen sitzt das Kind verloren in der Gottesferne. Aber die Erinnerung an das Zuhause wärmt, sie wächst, treibt an, treibt heim. Heim zum Vater.

4.

Um der Herausforderung zu entgehen, verwenden Nichtglaubende einen Trick:
Sie versuchen, den Glauben auf vielfältige Weise psychisch oder durch Hirnforschung zu erklären, damit die Glaubenden denken: Nichts als Psyche, Wunsch, Sehnsüchte, pathologische Wirren, Sinnesverwirrungen und wer weiß was noch.

5.

Daran merken Glaubende, wie herausfordernd ihr Glaube für Nichtglaubende sein kann.
Aber das hilft nicht weiter. Denn auch der Nichtglaube kann psychisch begründet werden. Und dass Gott über die Psyche kommuniziert, über das Hirn ist klar – wie sonst?

6.

Letztlich gibt es ein argumentatives Patt.
Nicht aber ein Patt mit Blick auf die Interpretation von Erfahrungen.
Die ist für Glaubende eindeutig.
Ihr Gebet:
Mögen Nichtglaubende offen sein für Gottes Handeln und Reden;
möge ich offen bleiben für Gottes Handeln und Reden –
meine Erinnerung an ihn in Zeiten der Gottesferne möge lebendig bleiben
und mich, glaubend oder nicht glaubend, zum Vater ziehen.