Wie ich die Situation der Kirchen im Augenblick einschätze? Ich weiß es nicht.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die sich allen möglichen politischen, esoterischen, religiösen, philosophischen, umweltischen Modeströmungen anpassen und sie irgendwie christlich zu färben versuchen. Menschen, die rufen „christlich, christlich!“ – aber es ist nur christlich angemaltes Antichristentum.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, denen mediale Nutzung, Konsum, Kleidung, Essenzubereitung, wohnen wichtiger ist, als die Unterstützung der weltweiten Gemeinde und die Gemeinde vor Ort.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die sich krampfhaft an alten Vorstellungen anklammern, von denen man aber nur mit Mühe erkennen kann, dass sie aus dem Geist Jesu Christi kommen.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die andere denunzieren, die nicht ihrer politischen Meinung sind, die andere nicht tolerieren, weil ihre Beziehung zu Jesus Christus anders geprägt ist, als ihre eigene, die versuchen mit der Macht mancher Medien die Glaubenden gesellschaftspolitisch zu stutzen, sie dem allgemeinen politischen Mainstream anzupassen.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, denen Spaltungen, Trennungen, Abgrenzungen wichtiger sind als die Gemeinschaft, als der Versuch, Miteinander zu gehen.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die sich vor lauter Angst der Gemeinschaft verschließen und alles, was nach außen gemacht werden soll, blockieren.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die versuchen ernst und ehrlich den christlichen Glauben den Zeitgenossen anzupassen, damit ganz viele Menschen ihn annehmen können, dabei war Anpassung des Glaubens aber schon immer sehr gefährlich, weil sie auf Irrwege führte. (Sprache der Zeit verwenden heißt nicht unbedingt, den Glauben anzupassen; das ist eine andere Ebene.)
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die mutlos werden, weil doch alles nichts bringt, der Gegenwind sehr stark ist, die Anerkennung gleich null ist, die herausgerufenen Worte leer zurückkommen. So meinen sie.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die sich sehr stark sozial engagieren, aber ohne die Beziehung zu Christus deutlich werden zu lassen.
- Ich sehe in den Kirchen Menschen, die aus dieser Beziehung zu Jesus Christus versuchen, immer wieder neues auf die Beine zu stellen, zu Christus einzuladen, von ihm bewegt, sich Menschen auf sehr vielfältige Weise – vom Geist Gottes getrieben – zuwenden.
Wer wird sich in nächster Zeit durchsetzen? Ich weiß es nicht. Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich sehe im Grunde den vierfachen Acker, von dem Jesus im Gleichnis (Markus 4,1-9.13-20: https://www.bibleserver.com/HFA/Markus4 ) erzählt – und weiß letztlich nicht, was in nächsten Jahren überwiegen wird: den Glaubenssamen verdörrende Hitze, die Dornen, die den wachsenden Glaubenssamen ersticken, unfruchtbarer Boden, Weg, Fels, auf dem die Glaubenssamen aufprallen, die Raben, die den Samen des Glaubens fressen? Aus der Perspektive des Marketings ist Kirche eine Firma, die alles mögliche anzubieten hat, aber mit keinem Produkt richtig zu verbinden ist. Das ist schlecht, weil auf dieser Basis keine Bindung entstehen kann.
Da Jesus Christus Herr seiner Kirche ist, wird er sie immer wieder auch zurechtruckeln. Manchmal sehr schmerzhaft. Aber auf dem vierfachen Acker wird es immer Menschen geben, die 100fältig Frucht bringen – gute Frucht. Menschen auf allen Ebenen der Punkte 1-10?
Wesentlich dafür ist: Bindung an Jesus Christus. Nichts anderes. Und aus dieser Bindung und Beziehung heraus gilt es, sein Leben mit anderen zu gestalten. Das zeigt sich nach außen immer vielfältig – aber nur dann, wenn die Bindung, die Beziehung erkennbar wird, Christus das Zentrum des Glaubens bleibt, kann Glaubensfrucht wachsen.
Kirche kann keine von Menschen zurechtgestutzte Einheit sein – auch nicht aus Marketing-Gründen. Sie ist immer Vielfalt in der Einheit des Geistes Gottes, weil jeder einzelne glaubende Mensch seine ihm eigene Beziehung zu Christus hat.
Wir sollten alle gemeinsam mehr und vertiefter die Evangelien lesen – wobei wir wissen: ohne das Licht des Geistes Gottes vermag sie nicht zu Christus und zur Einheit führen.
Unter das Wort haben wir uns demütig zu stellen. Auch unter das Wort, das wir in der Bergpredigt lesen https://www.bibleserver.com/HFA/Matth%C3%A4us7 :
3 Warum siehst du jeden kleinen Splitter im Auge deines Mitmenschen, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? 4 Wie kannst du zu ihm sagen: ›Komm her! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen!‹, und dabei hast du selbst einen Balken im Auge! 5 Du Heuchler! Entferne zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du klar sehen, um auch den Splitter aus dem Auge deines Mitmenschen zu ziehen.