„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“ Dieser Satz, der von Kant stammt, wird häufig verwendet. Ich hatte ihn immer so verstanden, dass er eine Regel für das Individuum ist, damit es ungefähr weiß, wie es sich im Alltag verhalten soll. Also eher defensiv. Ein Individual-Maßstab. Dieser Individual-Maßstab wird nun dazu verwendet, dass Vertreter:innen des Staates den Satz nehmen, um die Einschränkung der Freiheit mancher zu begründen. Und viele klatschen. Ich nicht.
Ich habe diesen Satz schon seit langer Zeit nicht gemocht. Warum? Es gibt Menschen, die eher zurückhaltend leben. Sie sind bereit, den Raum ihrer Freiheit vor lauter Schüchternheit, Freundlichkeit, um des lieben Friedens willen, usw. einschränken zu lassen. Dann gibt es dominante Menschen, die diesen zurückhaltenden Menschen gegenüber ihren Freiheitsraum weit, weit, weit ausdehnen.
Nun will also der Staat, so die Sicht mancher, den Raum dominanter Menschen einnehmen, um die Freiheit von wehrlosen Menschen einzuschränken, denn wer kann sich schon gegen Gesetze wehren?