Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.

Herrlichkeit – was für ein Wort! Herrlichkeit meint: Alles, das wunderschön ist. Wenn wir uns alles, das wir als wunderschön empfinden, zusammenfügen: Licht, Strahlen, Farben, Gesang, Wärme, Schönheit, Glitzern, Erhabenheit, Größe – das Gefühl, von der Schönheit überwältigt zu sein… – dann verstehen wir ein wenig, was Johannes mit dem Wort Herrlichkeit meint. In Jesus Christus ist die Herrlichkeit Gottes, die Fülle, die Vollkommenheit Gottes erschienen. Johannes, der Apostel, hat Jesus in seiner Herrlichkeit wahrgenommen.

Jesus… – für andere war Jesus ein Mensch, der schwitzend durch den Staub Israels gegangen ist und sich mit Leuten abgab, die alles andere als Herrlichkeit ausstrahlten: Gesindel, Leute mit zerrissenen Lumpen, schreiende und klagende Menschen voller Krankheit und Todesanzeichen. Aber für Johannes strahlte er Gottes Herrlichkeit aus.

Wie kommt es zu diesen unterschiedlichen Interpretationen? Wenn wir uns auf Gott einlassen wie er ist und nicht wie wir ihn haben wollen, dann entdecken wir in der Gottesbegegnung Erstaunliches. Eben das: Was andere als ungöttlich verwerfen – wird für uns zu Gottes Herrlichkeit in Jesus Christus.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Joh 1,14)

Das Wort ward Fleisch, ward Mensch. In Jesus Christus begibt sich Gott in unsere Begrenzung hinein. Seine Selbstbegrenzung öffnet unsere Grenzen. Im Glauben tauchen wir ein in die Welt Gottes: Die Geburtsgeschichten Jesu öffnen Ohren, Augen, Herzen für die Welt Gottes, die in unsere selbstbegrenzte Welt einbricht. Wunder über Wunder sehen die Evangelisten als Vertreter ihrer Glaubensbrüder und Glaubensschwestern, und lassen uns Glaubensschwestern und Glaubensbrüder an ihnen teilhaben, in sie eintauchen.

Glauben bricht aus, bricht aus, aus den fest gefügten Rahmen, die wir Menschen zimmern. Mit den Geburtsgeschichten zerbröseln die Evangelisten fest gefügte soziale Strukturen, Sprache wird gedehnt bis ins Geht-nicht-mehr – manchmal auch gesprengt, Zeitdimensionen geraten ins Wanken: Mann, Frau, Kind – alles gerät in Bewegung – , Kind ohne Zutun eines Mannes, die unehelich schwangere Frau wird nicht getötet, nicht vertrieben, ein Mann lässt sich überzeugen, sich ihrer anzunehmen, Gottes Weg zu gehen; Menschen aus fernen Ländern kommen herbei, paktieren nicht mit dem Herrscher, sondern gehorchen Gott, ehrbare Männer – sie huldigen einem Kind, einem Kind mit einem Allerweltsnamen: Jeschua; Super-Herrscher werden deklassiert – statt Augustus wird Gott akklamiert; Menschen, sozial abgewertet, ungebildet, steigen auf, dürfen hören, dürfen sehen, dürfen reden, berichten – man hört ihnen zu; unsichtbare Mächte Gottes beginnen zu agieren, in Träumen und körperlich. Eine riesen große Freude löst die Menschen aus ihren Sorgen, Nöten und Erniedrigungen. Alltags-Worte beginnen zu strahlen, sie entfalten eine Kraft, ein Licht, eine Herrlichkeit, die Menschen ergreift – die sie im Herzen bewegen. Wie Maria. Die Mutter des Kindes mit dem Allerweltsnamen: Jeschua. Ein Name, der sich seitdem in die Herzen, Seelen, Hirne eingewohnt hat: Was für ein Name, ein Name ohnegleichen.

Diese Bewegung durchzieht die gesamten 2000 Jahre, wenn wir die Weihnachtslieder betrachten. Es wurde etwas in Gang gesetzt, das Menschen übersprudeln lässt. So manchen von uns auch. Ehre sei Gott!

Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig. (Jesaja 40)

Der Herr kam gewaltig – das Wort des Propheten hatte sich erfüllt. Das Volk Israel durfte aus der Verbannung heimkehren, heim, nach Jerusalem. Gott kam und hat den Weg zur Rückkehr bereitet. Christen haben dieses Wort des Propheten übernommen – und warten auf die Heimkehr, auf die Erfüllung der Sehnsucht durch Gott. Die Sehnsucht

  • nach Frieden – gegen all die Kriege, aber auch den Friedlosigkeiten und Ängsten des Alltags,
  • nach der Gerechtigkeit – gegen all die Zurückweisungen, Erniedrigungen, das Unrecht, das wir Menschen erleben,
  • nach Gemeinschaft – gegen die Einsamkeiten des Herzens, gegen gebrochene Liebe und missbrauchtem Vertrauen.

Bereitet dem Herrn den Weg. Wie können wir ihn bereiten? Indem wir schon jetzt versuchen so zu leben,

  • indem wir in Gottes Frieden eintauchen – und Frieden weitergeben,
  • indem wir in Gottes Gerechtigkeit eintauchen – und Gerechtigkeit schenken,

indem wir in der Gemeinschaft aus Gott leben – und Gemeinschaft schenken.

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Römerbrief

Täglich begegnet uns Böses: Menschen, die es nicht gut mit uns und den Menschen meinen, dumme Gedanken, die uns plagen, Situationen, die uns aus der Fassung bringen wollen, Irrtümer, die meinen, Menschen Gutes zu tun, doch nur in den Abgrund führen, Gleichgültigkeit, Leichtsinn, bewusste Bosheit – vieles kann unser Denken negativ beschäftigen, kann unsere Seele verfinstern und verdunkeln, kann uns für die Zukunft lähmen, Trübsinn macht sich ganz schnell breit in uns.

Doch wir Christen haben Jesus Christus, zu dem wir Zuflucht nehmen können, damit uns das Böse nicht überwindet, damit wir im Gegenteil Wege finden, das Böse mit Gutem zu überwinden. Christen lernen, sich an Jesus Christus halten, auf ihn zu sehen, sich im Gebet ihm zuzuwenden, Gott zu loben und uns von seinem Licht erleuchten zu lassen. Im Leben lernen wir, uns Gott anzuvertrauen. Das bei allem, was uns geschieht, damit das Böse überwunden wird.

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (2. Timotheus-Brief)

Evangelium – das Wort kommt aus dem griechischen und bedeutet: gute/frohe Botschaft. Das ist das Evangelium, die gute Botschaft der Christen an die Welt: Menschen sterben – aber das Sterben bedeutet nicht Übergang in den Tod, das Nichts, sondern bedeutet: Das Sterben ist die Tür zu Jesus Christus, zu einem Leben, das uns zu neuen Wesen macht. Dass dem so ist, wurde ans Licht gebracht – ist sichtbar denen, die in diesem Licht des Glaubens stehen.

Heute, so habe ich gelesen, glauben kaum noch Menschen an die Auferstehung von den Toten. Manche glauben an Wiedergeburt, weil sie irgendwie spannender klingt, weil sie meinen, sie werden wieder auf die Erde zurückkommen – die meisten aber glauben doch eher ans Nichts, an ein Licht, andere an ein Ausgelöscht werden.

Hierin unterscheiden sich unsere Zeitgenossen in nichts von den Menschen der Antike. Tot ist tot. Wenn, dann spricht man schön vom Tod, um nicht in Depressionen zu verfallen.

Das Evangelium, die gute und froh machende Botschaft, die Christen diesem Denken entgegenstellen ist: Wer das Licht Jesu Christi annimmt, der sieht keine Finsternis, kein Nichts auf sich zukommen, auch kein undefinierbares Licht, sondern sieht die Tür aufgehen, um ins Leben hineinzutreten. Wir können uns das nicht vorstellen. Aber: Das ist Gottes Leben schaffende Kraft, Gottes Schöpferkraft, die hier am Wirken ist.

Was ihr getan habt meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan, spricht Jesus Christus. (Matthäus)

Wir Menschen haben von Gott Gaben bekommen. Gaben, das heißt wir haben Fähigkeiten bekommen, die anderen Menschen helfen. Und diese Gaben sollen wir auch für andere einsetzen. Wir haben von Gott unser Leben geschenkt bekommen. Und mit diesem Leben sollen wir in seinem Dienst stehen, was auch immer wir tun. In diesem einen Leben, das wir geschenkt bekommen haben, sollen wir uns bewähren. Das bedeutet: setze deine Fähigkeiten ein zum Dienst am Menschen und damit zum Lob Gottes. Wir alle haben unterschiedliche Gaben und Fähigkeiten. Manche tun etwas, das allen deutlich vor Augen steht, manche drücken anderen nur zum Trost und zur Kraft die Hand, manche halten große und wichtige Reden, andere schauen aufmunternd andere an, manche sind sozial wunderbar vielfältig engagiert, manche beten in ihrem stillen Zimmer für die Menschen in der Welt. Welche Gaben und Fähigkeiten wir auch immer bekommen haben: Gott möchte, dass wir anderen damit beistehen und das zum Lobe Gottes: Was ihr getan habt meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan, spricht Jesus Christus.

Dies ist das Zeugnis von Johannes dem Täufer: Jesus muss wachsen, ich aber muss abnehmen. (Johannesevangelium)

Johannes der Täufer wird von den frühen Christen als Wegbereiter für Jesus Christus angesehen. Er weist auf Jesus hin, zeigt, wer Jesus ist. Johannes hat so manche Menschen um sich gesammelt, die ihn bewundert haben. Aber Johannes stieg der Ruhm nicht zu Kopf, sondern er sah sich als einen an, der nichts anderes tut als das, was Gott wollte: Gott in Jesus anzukündigen. Gott kommt in Jesus Christus auf die Erde und handelt durch ihn für die Menschen.

Und so gilt er als Vorbild: Wie für Johannes so gilt auch für Christen: Die einzige Aufgabe, die wir haben, ist es, auf Jesus Christus hinzuweisen. Wir können nur dann auf ihn hinweisen, wenn wir, wie es gleich im Predigttext heißen wird, Jesus Christus heiligen, ihn im Herzen groß werden lassen. Wenn wir zulassen, dass er unser Herz bestimmt, unser Denken, unser Handeln.

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. (Psalm 66)

Der Beter des Psalms spricht ein ganz konkretes Ereignis in seinem Leben an und freut sich darüber, dass Gott ihn erhört hat. Wenn wir dieses Lobgebet so ohne Kontext hören, dann kann es sein, dass so manchen von uns ein paar Erinnerungen kommen, Erinnerungen daran, dass Gott eben nicht Gebete erhört hat. Auch dann, wenn Gott unsere Gebete nicht erhört hat, bleibt doch der zweite Teil: Gott wendet seine Güte nicht von mir.

Und das wahrzunehmen, dass Gott unabhängig von Gebetserhörungen lebt und handelt, dass Gott unabhängig von Gebetserhörungen uns in Liebe zugewandt ist, danach müssen wir ein Leben lang arbeiten. Unser ganzes Leben lang haben wir die Aufgabe, unsere Sinne und unseren Verstand für Gott zu schärfen: Gottes Güte ist nicht erkennbar an Gebetserhörungen, sie ist erkennbar an Jesus Christus, den Gott uns gesandt hat, der sich für uns kreuzigen ließ und den Gott auferweckt hat.

Vielen von uns fallen bei diesem Satz des Psalmes

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.

Situationen ein, in denen Gott unsere Gebete nicht erhört hat – fallen uns auch noch Situationen ein, in denen er sie erhört hat? Das merken wir uns häufig nicht so gut, weil wir es als selbstverständlich hinnehmen, weil unerhörte Gebete uns verletzen, weil sie unser Selbstwert verringern. Das prägt sich ganz tief ein. Die Güte Gottes ins Zentrum stellen –erhörte Gebete dankend dominieren lassen – das ist eine Glaubensaufgabe.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Joh 1,14)

Das Wort wurde Fleisch, so schreibt der Apostel Johannes. Ein Lufthauch, Klangwellen wurden Handfestes, wurden Mensch. Das ist unbegreiflich. Ist das unbegreiflich? Interessant ist, dass unsere heutige Wissenschaft entsprechend den Weltanfang erklären will: Energiestrahlen bilden Materie.

Ein genauso großes Rätsel für die Wissenschaft ist, dass Materie lebt. Wie kann Totes – Materie eben – lieben, denken, lachen, spüren? Wir Menschen können uns das alles nicht denken. Wenn wir uns nicht täglich im Spiegel sehen würden, würden wir denken: Kann es so ein großes Wunder geben? Wenn wir die Welt nicht sähen, würden wir nie auf den Gedanken kommen, dass es so etwas Großartiges überhaupt geben könne.

Und dieses Wort des Johannesevangeliums geht noch darüber hinaus. Nicht nur Energiewellen wurden Materie, nicht nur Materie lebt, sondern Gott selbst, der Schöpfer des Himmels und der Erde wurde Mensch. Das Nichtgeschöpf wurde Geschöpf. Er wurde einer von uns. Er lebte, lachte, liebte, litt – so wie wir. Genauso wie wir. Gott wurde in Jesus von Nazareth Mensch. Dieses Wunder aller Wunder feiern wir an diesem Tag. Und was hat das Wunder aller Wunder mit mir zu tun? Es will mich verändern, es will mich hineinnehmen in die große Liebesbewegung Gottes zu Welt und Mensch – und zu mir selbst. Wenn Gott mich liebt – wie sollte ich mich und meinen Mitmenschen nicht lieben?

Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. (Psalm 33,12)

Frieden gibt es aus christlicher Sicht nicht nur, wenn kein Krieg herrscht. Zum Frieden gehört mehr:

Sozialer Frieden, also Frieden zwischen den Menschen und Gruppen eines Landes.

Politischer Frieden, dazu gehört auch der Frieden mit den Nachbarländern.

Innerer Frieden, das heißt, wir sind innerlich ruhig, Harmonie bestimmt uns.

Geistlicher Frieden – der Frieden mit Gott ist wesentlich. Ohne Gott kann der Mensch nur schwer Frieden finden: in sich selbst, mit den Mitmenschen, zwischen den Staaten.

Darum sagt der Wochenspruch: Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.

Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. (Lukas 19,10)

Wenn ich mit Menschen intensiver zu tun habe, also nicht nur so an der Oberfläche, dann sehe ich immer, wie viel Leiden oder Leiderfahrung dieser jeweilige Mensch erfährt oder durchgemacht hat. Schon Kinder in den unteren Klassen – was manche von ihnen schon alles an Leiden erlebt haben, ist unfassbar. Die Oberfläche glänzt und lacht und will Spaß haben – aber unter der Oberfläche weint es. Tränen des Schmerzes, der Einsamkeit, der Krankheiten, des Verlustes. Jesus Christus durchschaut den Menschen. Er lässt sich nicht von der Oberfläche blenden., täuschen. Er geht auf die Menschen zu, die sich verloren fühlen – unter der glänzenden Oberfläche, die mit sich selbst kämpfen müssen, die von anderen erniedrigt werden. Gott nimmt uns wichtig in unserer Welt- und Lebens-Verlorenheit… Gott nimmt uns wichtig und will uns verändern.

Seht, sagt Jesus, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lukas 18,31)

Als Jesus das sagte, wissen die Jünger noch nicht, was sie an Leiden erwarten wird, an Enttäuschung, an Zweifel, Zerschlagenheit und Trauer, ein schlimmes Ende – ohne Zukunftsperspektive. Jesus weiß es. Er tröstet sie damit, dass er ihnen sagt: Alles, was kommt, kommt nicht überraschend für Gott, es ist eingebettet in seiner Liebe. Es wird alles finster und dunkel aussehen und sein, chaotisch wird es sein und brutal. Aber nicht die verfinsterten Menschen und finsteren Mächte werden letztlich den Sieg davon tragen, sondern die Liebe Gottes. Es wird so aussehen, als sei die Liebe Gottes besiegt worden, begraben unter einem riesen Berg an Schutt der Schuld und der Sünde. Aber die Liebe Gottes wird aus diesem Grab erstehen, sie wird den Schuld- und Sündenberg abtragen und Licht und Leben und Wärme bringen. Gott hat es durch die Propheten gesagt und er wird es auch vollenden. Um das verstehen zu können, müssen wir zuhören, was Gott uns in Jesus Christus sagt.

Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Daniel 9,18.

Gott wichtiger nehmen als uns selbst – Vertrauen haben, in unseren barmherzigen, unseren liebenden Gott. Im Danielbuch steht dieser Vers in einem Kontext, in dem alles zerstört ist. Der eigene Hochmut führte dazu, dass alles zerstört wurde. Alles. In solchen Situationen in denen wir nicht weiter wissen, in denen wir nur dabei sind, Scherben aufzukehren, besinnen wir uns auf Gott. Mit diesem Vers aus dem Danielbuch möchte Gott uns sagen, dass wir nicht stark sein müssen, nicht auf eigene Stärke bauen müssen. Wenn wir uns schwach fühlen, wenn wir schwach sind, sind wir nicht allein, wenn unser Leben ein Trümmerhaufen zu sein scheint oder auch ist: Gott ist mit seiner Liebe und Barmherzigkeit bei uns. Wir sind nicht allein.

Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht (Hebräer 3,15)

Warum sollten wir unsere Herzen verschließen angesichts des wunderbaren Wortes unseres Gottes? Worte der Liebe, des Trostes, der Aufforderung, das Leben neu zu orientieren, Worte des Lebens? Wir Menschen verstocken unsere Herzen, weil wir unser eigener Herr sein wollen. Selbstbewusst wollen wir sein und stark, keine Schwächen zeigen. Wir wollen aller Welt zeigen, was kleine Kinder schon aller Welt zeigen wollen: Kanns allein! Selber! Wir sollen es auch allein versuchen und machen – aber im Licht Gottes. Denn das Wort, so sagt ein afrikanisches Sprichwort, das dir hilft, kannst du dir nicht selbst sagen. Wir müssen es uns sagen lassen. Wenn wir es uns sagen lassen, wenn wir im Licht Gottes gehen – dann können wir es auch allein. Warum sollten wir also unsere Herzen verschließen, angesichts des wunderbaren Wortes unseres Gottes? Es gibt keinen Grund.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Joh 1,14)

Das Wort wurde Fleisch, so schreibt der Apostel Johannes. Ein Wort, Lufthauch, Klangwellen wurden Handfestes, wurden Mensch. Das ist unbegreiflich.

Wir Menschen können uns das alles nicht denken. Wenn wir uns nicht täglich im Spiegel sehen würden, würden wir nicht denken, dass es so ein großes Wunder geben kann – wie Leben. Wenn wir die Welt nicht sähen, würden wir nie auf den Gedanken kommen, dass es so etwas Vielfältiges überhaupt geben könnte, in Schönheit und Verzerrung, in Glück und Leiden, in Ablehnung und liebende Einheit.

Und dieses Wort des Johannesevangeliums geht noch darüber hinaus. Gott selbst, der Schöpfer des Himmels und der Erde wurde Mensch. Das Nichtgeschöpf wurde Geschöpf. Er wurde einer von uns. Er lebte, lachte, liebte, litt – so wie wir. Genauso wie wir. Gott wurde in Jesus von Nazareth Mensch. Dieses Wunder aller Wunder feiern wir an diesem Tag.

Und was hat das Wunder aller Wunder mit mir zu tun? Es will mich verändern, es will mich hineinnehmen in die große Liebesbewegung Gottes zu Welt und Mensch – und zu mir selbst. Wenn Gott mich liebt – wie sollte ich mich und meinen Mitmenschen nicht lieben?

Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen (Jeremia 17,14)

Jesus heilt viele Menschen (so hören wir gleich im Predigttext) – doch als ganz viele zu ihm kommen, geht er weg. Warum geht er weg? Warum bleibt er nicht, um den zu ihm kommenden Menschen zu helfen? Heile du mich Herr, so werde ich heil, heißt der Wochenspruch. Es geht um umfassende Heilung: Heilung des Körpers, Heilung der Seele, Heilung des Miteinanders. Und darum geht es auch Jesus: Nicht nur um körperliche Heilung. Menschen hätten ihn missverstanden. Körperliche Heilung ist nur ein Teil. Es geht auch um seelischen Heilung. Zudem möchte Jesus, dass Menschen der an Körper und Seele geheilten eine Gemeinschaft bilden, damit auch das soziale Umfeld stimmt. Dieser Dreiklang ist Jesus wichtig: Heilung des Körpers, Heilung der Seele, Heilung der Gemeinschaft. Und erst dann, wenn dem so ist, dann haben wir auch das, was der Wochenspruch sagt: Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen (Jeremia 17,14)

Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch. (1. Petrus 5,7)

Was für ein Vertrauen spricht aus diesem Text!  Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch. Gott sorgt für uns. Und sofort leuchten die Warnleuchten in uns auf, es sträuben sich die Haare, die Argumente gegen das Wort flirren durch unser Hirn und münden dann in den Satz: Wer auf Gott vertraut, der ist verraten und verkauft. Wie kommt Petrus dazu, das zu sagen? Wie kommen zahlreiche Christen in den letzten 2000 Jahren dazu, das zu sagen? Sie tun das, was sie tun sollen – aber sie wissen: Ich selbst kann nur handeln, wenn Gott für mich sorgt, wenn er mir Kraft gibt, wenn er mir die Fröhlichkeit und Dankbarkeit ins Herz gibt, wenn er mir den richtigen Weg erkennen lässt. Und zu diesem Weg gehört es auch: Loslassen lernen. Aber, um diesen Satz Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch wirklich sagen zu können, müssen wir es lernen, mit Gott zu gehen. Müssen wir es lernen, Gott auf unserem Weg wahrzunehmen. Glauben ist lernen. Glauben ist ein Prozess. Manche lernen schneller – manche lernen langsamer – manche nie. Glauben – ein Prozess, loslassen zu lernen, um sich von Gott fassen lassen zu können. Wenn wir diesen Satz noch nicht aus vollem Glauben heraus sagen können, dann sehen wir ihn doch als Lebensziel an, auf das ich zugehen möchte. Auch ich möchte einmal den Satz aus vollem Herzen aussprechen: Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch. Ich werfe meine Sorgen auf dich, Gott, denn du sorgst für mich. Heute und ewig.

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen (Jesaja 42,3).

Manche Menschen haben den Eindruck, dass Gott eben doch das Rohr zerbrechen möchte, dass er doch den glimmenden Docht auslöschen möchte. Wenn wir die schlimmen Schicksale mancher Menschen sehen und von ihnen erfahren, vielleicht selbst sehr schwer tragen müssen.

Und wie sind dann solche Worte zu verstehen, die das Gegenteil verkünden?

Leiden haben sehr viele Ursachen. Gott, so die Erfahrung des Propheten, die Erfahrung vieler, vieler Christen möchte uns stärken.

Und so steht hier Erfahrung gegen Erfahrung: Gott zerbricht – Gott richtet auf. Wie ist das zu verstehen? Wenn wir uns von Gott stärken lassen, werden wir auch stark. Wenn wir uns vom Schicksal schwächen lassen, werden wir matt und müde. Sich in Gottes Arme werfen, schenkt Ruhe und notwendigen Widerstand. Sich in die Arme des Schicksals zu werfen, lähmt, zerbricht.

Dieses Wort des Propheten verhalf dazu, in Jesus Christus Gott wirken zu sehen, der die Flamme nicht auslöscht und das Rohr nicht knickt (Mt 12,20). Und so befehlen wir uns und alle, die Angst haben, zu verglimmen und zu zerbrechen, Jesus Christus an.

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen. Und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. (Lukas 12,48)

Von Menschen, die zu Gott gehören, erwartet man viel. Doch vielfach können wir diesem Anspruch nicht genügen. Und so hören wir in unserem Predigttext von einem Menschen, der seinem Leiden und seiner Wut in zornigen Worten über seine Gegner Luft verschafft. Gott ist auch mit uns gnädig, die wir den Ansprüchen nicht gerecht werden. Aber das darf keine Entschuldigung sein. Gnade Gottes ist immer auch Ansporn, der Freundlichkeit Gottes gerecht zu werden. Gottes Liebe ist kein Freibrief für Lieblosigkeit, sondern wer zu Gott gehört, spiegelt die Liebe wider.

So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. (Jesaja)

Dieser Satz prägt das, was in der Taufe geschieht: Gott nimmt uns hinein in seine große Liebesbewegung. Durch die Taufe wissen wir: Wir gehören zu Gott. Gott liebt sein Volk, Gott liebt uns, wie wir an Jesus Christus sehen. Ja, wir sind hineingenommen durch den heiligen Geist in die wunderbare Liebesbewegung Gottes zur Welt.

Traditionell ist der 6. Sonntag nach Trinitatis dem Thema Taufe gewidmet. Es sieht auf den ersten Blick so aus, als habe meine Predigt nichts mit der Taufe zu tun. Doch nur auf den ersten Blick. Denn die Taufe bedeutet nicht nur mit Wasser für Gott und durch Gott gereinigt zu werden, sondern bedeutet aus christlicher Perspektive das Mitsterben mit Jesus Christus am Kreuz. Sie ist also ein ganz düsterer Akt: Wir sterben. Doch gleichzeitig ist dieses Sterben das Tor zum Leben. Sie ist das glücklichste, das wir Menschen erleben können. Das wird Thema der Predigt sein: In den schlimmsten Momenten des Lebens ist uns Gott am nächsten, ist uns ganz, ganz nah. Darum:

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.

Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich. Und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lukas 10,16)

Jesus Christus lehrt uns einen neuen Blick: In fehlbaren Jüngern, in uns unvollkommenen Glaubenden, die wir vielfach so in Fehlern verstrickt sind  – Jesus Christus sehen? Die Schöpfung lehrt uns einen neuen Blick: In der Schöpfung, die schön ist, aber auch grausam – Gottes liebende und sorgende Hand sehen?Die Bibel lehrt uns einen neuen Blick: In dem Wort, das Menschen gesprochen haben – Gott reden hören? Es gilt für uns, Gottes Perspektive einzunehmen. Es gilt, uns dem Geist Gottes zu öffnen, damit wir neu sehen lernen: Die Schöpfung, das Wort, uns selbst: Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich. Und wer euch verachtet, der verachtet mich.

Jesus sagt: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes)

Ein Rätselwort. Rätselworte werden uns heute durch den Gottesdienst begleiten. Rätselworte dienen dazu, dass man über sie lange und intensiv nachdenkt. Wenn wir lange über sie nachdenken, prägen sie uns. Und dieses Rätselwort kann eigentlich ganz leicht gelöst werden: Ein Samenkorn muss sein Wesen als Samenkorn verlieren, um Pflanze werden zu können. Ein Mensch muss durch sein Sterben Veränderungen erfahren, damit er zum wahren Leben Gottes gelangt. Das Rätselwort ist also ganz leicht zu lösen. Ist es das wirklich? Dahinter stehen ganz andere Fragen: Warum müssen wir sterben? Warum müssen wir leiden? Warum sind Leben und Sterben manchmal so furchtbar schwer? Hätte Gott nicht auch alles anders einrichten können? Diese Fragen treiben uns um. Und sie erfahren keine Lösung. Das Rätsel ist nicht gelöst. Aber das Rätselwort führt uns gleichzeitig weiter. Es sagt: Bleibe nicht in diesen dunklen Fragen stecken, sondern diese notwendigen Veränderungen führen zum wahren Leben, zu einem Leben mit Gott. Die Bestimmung eines Samenkorns ist es, Pflanze zu werden. Unsere Bestimmung ist es nicht zu sterben, sondern durch das Sterben hindurch die Erfüllung zu erlangen. Aufzublühen, wie eine Blume – unverwelklich bei Gott. In Gottes Reich und Herrlichkeit.

Jesus sagt: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten und den Menschensohn. (Lukas 18,31)

Gott greift in die Menschheitsgeschichte ein. Gott macht Geschichte – nicht so, wie sich der Mensch es sich immer vorstellt. In der Zeit Jesu hofften viele Menschen in Israel, dass Gott die Römer aus dem Land wirft. Der Beauftragte Gottes kommt mit einem Heer – und bekämpft machtvoll die Römer. Gott kommt. Gott kommt jedoch ganz anders als der Mensch es sich erwünschte und auch von Gott erwartete. Gott kommt nach Jerusalem, er zieht ein nicht als Herrscher, er zieht ein, um sich erniedrigen zu lassen. Warum? Gott will das innere des Menschen heilen. Kein Sieg über Feinde heilt den Menschen in seiner Seele. Im Gegenteil, er fördert den Hass, die Auseinandersetzung, die Verbissenheit, Krieg zerstört Seelen und Siege unterwerfen Gegner. Gott will jedoch den Menschen helfen, selbst die Welt zum Guten hin zu verändern, indem er sich durch Not zur Liebe gereinigt anderen Menschen freundlich und vergebend zuwendet. Gott, so mögen wir Gott immer wieder angesichts des Zustands seiner Welt zu rufen: Gott, komm, verändere! Und Gott antwortet: Ich bin doch schon da, in dir, in euch! Verändere, verändert, beharrlich in Liebe und Vergebung! Und darum geschah das, was wir im Wochenspruch angedeutet finden: Es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten und den Menschensohn – eben auf Gottes Weise in der Hinrichtung Jesu für uns.

Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Psalm 66

Gott tut Gutes an den Menschenkindern? Gott ist gut zu uns? Unsere Zeitungen sind Ausdruck von uns Menschen, die Fernsehübertragungen sind Ausdruck von uns Menschen: Uns fällt immer sehr schnell ein, was nicht gut läuft, was schlecht ist – aber wenn wir sagen sollen, was gut ist, dann müssen wir erst einmal überlegen – und das fällt uns schwer. Darum raten weise Menschen, dass man ein Dankbarkeitstagebuch anlegen soll: In dieses schreibt man hinein, wofür man dankbar ist, was man alles an Gutem erfahren hat, durch Gott, durch andere Menschen, das, was einen in Staunen versetzt und fröhlich macht. Wenn wir mit einem Kleinkind spazieren gehen, entdecken wir auch auf einmal all die kleinen Wunder am Wegrand, die wir vorher übersehen haben. So ein Dankbarkeitstagebuch soll wie ein Kleinkind sein, das an unserer Hand geht und uns für Gottes gute Taten die Augen öffnet.

Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Muss man für das Reich Gottes geschickt sein? Muss man eine gewisse Fingerfertigkeit entwickeln, um sich für Gottes gute Welt einzusetzen? Jesus würde antworten: Ja, natürlich! Du gibst dir im Leben um alles Mögliche Mühe, um Herausforderungen des Alltags gut begegnen zu können. Du gibst dir Mühe, um in der Schule und im Beruf gut zu werden, dass du gut kochen und backen kannst, dass du gut aussiehst, PC-Spiele spielen kannst, im Sport klasse bist… Aber gibst du dir auch Mühe, um Gottes gute Welt durchzusetzen? Auch dazu muss man geschickt sein, dafür muss man üben, dafür muss man sich Mühe geben. Gottes gute Welt fällt uns Menschen bevor er kommt nicht in den Schoß.

Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass er die Werke des Teufels zerstöre 1. Joh 3,8:

Was sind die Werke des Teufels? Der Teufel, der Satan – auch Diabolos oder Beelzebub genannt, bedeutet im Grunde immer dasselbe: Er ist der Verwirrer. Er ist der, der Menschen für das Böse öffnet, sie bereit macht, das zu tun, was der Gemeinschaft mit Gott und Menschen schadet. Er ist insofern der Verwirrer, weil manche Menschen meinen, sie tun Gutes – und dabei dem Bösen dienen, sie meinen, sie tun Gottes Willen, aber dann doch das tun, was Gott nicht will. Sie fördern die Kultur des Todes, also alles, was Menschen zerstört, was das Zusammenleben verhindert. Und so kennen wir zum Beispiel die Todsünden – alle Formen der Lieblosigkeit –: Geiz, Neid, Hochmut, Zorn, Eifersucht, Wollust, Völlerei, Maßlosigkeit, Trägheit. Und Jesus ist erschienen, damit Menschen aus der engen Verbindung zu ihm erkennen: Was die Werke des Verwirrers sind und sich ihm nicht zur Verfügung stellen. Dass sie für die Kultur des Lebens eintreten, dass sie das, was unter den Todsünden genannt wurde, in sich mit Gottes Kraft bekämpfen.

Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes)

Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Jesus Christus ging durch den Staub des damaligen Israel. Er hatte Hunger und Durst, er aß und trank, er hatte Gemeinschaft wie alle Menschen Gemeinschaft mit anderen haben, er kleidete sich wie alle in der damaligen Zeit, hatte einen Beruf – und doch war er anders, irgendwie anders. Und zwar so anders, dass der Evangelist bezeugt: Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. In diesem Jesus aus Nazareth ist uns Gott begegnet. Jesus Christus ging durch den Staub des damaligen Israel. Er hatte Hunger und Durst, er aß und trank, er hatte Gemeinschaft wie alle Menschen Gemeinschaft mit anderen haben, er kleidete sich wie alle in der damaligen Zeit, hatte einen Beruf – und doch war er anders, in ihm hörte man Gott sprechen, in ihm sah man Gott auf die Menschen zugehen. Sie heilen, trösten, stärken, ermutigen. Er gab Hoffnung – und war gleichzeitig die Erfüllung der Hoffnung. Ja, in diesem Menschen, der war wie wir – und doch ganz anders war, ist uns Gott begegnet, er ist der Sohn Gottes. Als Mensch strahlte er eine Hoheit und Würde aus, ein Licht und Herrlichkeit, dass Menschen innehielten, die Luft anhielten und – staunten.

Aber nicht alle. Nicht alle erkannten diese Besonderheit, diese Göttlichkeit, dieses ganz andere. Manche Menschen sahen allein den Menschen – anderen wurde es gegeben, Gott in ihm zu erfahren, zu spüren. Manche sahen allein den Staub an seinen Füßen, seinen Hunger, seinen Durst – andere sahen in ihm den von Gott gesandten, den, in dem Gott ganz, ganz nahe kam.

Was war das für ein Mensch – dieser Sohn Gottes!

Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jesaja 60)

Nach dunkler Nacht geht die Sonne auf – und sie scheint hell. Der Mensch kann die Schönheit der Welt erkennen und er beginnt seine Arbeit.

Wenn Gott über uns aufgegangen ist, dann werden wir hell, und wir handeln zum Wohl der Menschen. Damit das Licht Gottes, das uns erhellt, auch andere Menschen stärkt, erfreut, in Liebe handeln lässt.

Im Licht seines Lichtes wachsen, wärmen, Helligkeit ausstrahlen, das ist ein, das ist das Lebensziel.

Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1,14)

Wir sahen Jesu Herrlichkeit. Die Jünger sahen in Jesus Gottes Herrlichkeit. In diesem Menschen. Das ist das Spannende an unserem christlichen Glauben: Es ist uns ermöglicht, Gott da zu finden, wo ihn andere Religionen nicht erkennen können. Gott der Schöpfer aller Welt ist im Menschen anwesend. Gott der Herrscher ist im leidenden Menschen anwesend, in dem, der verfolgt wird, gefangen ist, Hunger und Durst hat, er ist erkennbar im vernachlässigten Kind, in dem grauenvollen Tod – und sogar im grausamen Kreuzestod Jesu. Er ist erkennbar in den Trauernden, denen, die unterdrückt sind und sich nach Gerechtigkeit und Frieden sehnen. Gott ist da, wo wir ihn nicht vermuten. Wir suchen ihn im Hellen, Schönen, Fröhlichen, Machtvollen. Nein, Jesus lehrt uns in der Herrlichkeit Gottes: Gott lässt sich finden, wo wir ihn nicht suchen. Indem er sich in den tiefsten Tiefen menschlichen Erlebens finden lässt, erkennen wir seine strahlende Herrlichkeit – auch durch Tränen hindurch. Wir fliehen alle das Dunkle – aber er sucht es auf, um uns dort zu finden, wo wir sind. Warum? Um uns zum Hellen, Schönen, Fröhlichen, machtvollen zu führen.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,4)

Wir sahen seine Herrlichkeit. Sahen wir? Die Apostel, zu denen sich Johannes zählt, sah die Herrlichkeit Gottes in Jesus Christus. Wie konnte er sie sehen – Jesus Christus war doch ein Mensch, einer, der durch den Staub Israels herumzog, der hungrig und müde und verschwitzt war. Was hat das mit Gottes Herrlichkeit zu tun?

Dieser Mensch Jesus war so ganz anders, als wir es von Menschen gewohnt sind. Er vergab Schuld – wo andere Menschen ihre Mitmenschen an ihrer Schuld fesseln. Er schaffte Raum und Weite – wo andere Menschen nur Enge, Scheuklappen und Mief schaffen. Er half Menschen, sich in ihrer Haut wohl zu fühlen, geborgen, friedvoll – wo andere Menschen nur Vorwürfe machen und sich über andere erheben. Er heilte – wo andere Menschen verletzen oder überfordert sind.

Er war ein Mensch – ja, aber ein ganz besonderer Mensch. Und das ahnen wir durch die Jahrtausende hindurch: Dieser Mensch war ein Mensch Gottes. In diesem menschen wurde Gottes Liebe Mensch. Doch sehen wir seine Herrlichkeit? Sehen wir nicht einfach einen guten Menschen aus der Vergangenheit – aber sehen wir seine göttliche Herrlichkeit?

Wie herrlich wird uns dieser wahre Mensch, wenn wir ihn in unserer eigenen Gegenwart entdecken, als den Lebendigen.

Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha)

Unser Gott ist der große Gott, der Freiheit schenkt. Er zwingt uns Menschen nicht, sein Wort zu halten, auf sein Wort zu hören. Er zwingt uns nicht, Liebe zu üben. Er zwingt uns nicht, vor ihm demütig zu sein und ihm zu vertrauen. Und weil er uns nicht zwingt, hören wir Menschen nicht auf sein Wort, sind lieblos und hochmütig. Gott zwingt uns nicht, sondern schenkt uns Freiheit – und Freiheit bedeutet: Verantwortung tragen. Wer Gott folgt, hört auf ihn, übt Liebe, und vertraut Gott.

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Johannesbrief)

Hat unser Glaube die Welt überwunden – oder überwindet die Welt unseren Glauben? Hat das Leiden, der Schmerz, die Ungerechtigkeit der Welt unseren Glauben überwunden, so dass wir nun deprimiert, depressiv, traurig, voller Angst vor der Zukunft in die Welt schauen? Oder wissen wir aus dem Glauben heraus, dass Gott diese seine Welt in der Hand hält, sie regiert – und auch uns in seiner Liebe und Geborgenheit umfangen hält? Sicher, manchmal sind wir deprimiert und resignieren, und sehen alles schwarz in schwarz. Doch ist der Grundton unseres Lebens der Glaube daran, dass nichts uns von Gottes Liebe in Jesus Christus trennen kann? Lassen wir doch unseren Glauben immer mehr von der Liebe Gottes bestimmen – damit die Welt der Traurigkeit keine Chance in uns hat. Gott schenke es uns.

Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40)

Was ist Gottesdienst? Gottesdienst ist, am Sonntag mit der Gemeinde zusammenzukommen, gemeinsam zu singen, beten, Gottes Wort hören. Ja, das ist Gottesdienst – aber nur eine Form des Gottesdienstes. In unserem Wochenspruch hören wir von einem Gottesdienst, der einen anderen Charakter hat: Anderen Menschen, Not leidenden Menschen helfen, das ist Gottesdienst. Nun können wir freilich beide Gottesdienste gegeneinander ausspielen und sagen: Nein, sich am Sonntag zu treffen, das ist kein echter Gottesdienst. Das brauchen wir nicht. Echter Gottesdienst ist, anderen zu helfen. Diese Sicht ist nicht im Sinne Jesu. Für Jesus ist zuhören, wenn es um Gottes Wort geht, genauso wichtig, manchmal gar wichtiger als Aktionismus, oder wie der Bayer sagt Gschaftelhuberei: Man macht und tut in großer Hektik – aber alles ohne Sinn und Verstand. Beide Formen des Gottesdienstes gehören zusammen: Gott mit Worten und Hören ehren und Gott mit Taten ehren. Beides sind die zwei Seiten einer Medaille.

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr. (Sacharja 4,6)

Was für eine Macht hat das Unscheinbare: Die Gräser. Wenig in ihrer Schönheit beachtet. Man geht gegen sie vor, mit allen Mitteln, entwurzelt sie, köpft sie, isst sie – selbst mit chemischen Keulen – doch sie verbreiten sich, verbreiten sich, verbreiten sich. Unaufhaltsam. Zwischen Steinen, in Regenrinnen, auf Mauern, im Sand. Wenig beachtet – doch viele von ihnen blühen ganz zart, zart duftend, wunderschön. Für den, der sehen gelernt hat.

Das ist der Weg des Geistes Gottes. Die unscheinbare Liebe hat er in die Welt gesetzt. Geschunden, getreten, verfolgt, verachtet, erniedrigt – aber sie setzt sich durch und wird sich durchsetzen. Denn:

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr.

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98

Ich vermute einmal, dass Gott mehr Klagen und Bitten zu hören bekommt, als Dank und fröhliche Lieder. Nun mag so mancher denken: Nun ja, wir bekommen ja von Gott auch keine Wunder zu sehen. Dazu eine kleine Geschichte: Zwei Arbeitskollegen gingen unabhängig voneinander denselben Weg zur Arbeit. Als sie sich in der Pause trafen, erzählte der eine ganz begeistert von den gutgelaunten Menschen, die ihn auf dem Weg begrüßt hätten, erzählt von den bunten Blumen, den Vogelstimmen, den grünen Bäumen, er erzählt von dem Marienkäfer, der auf seinem Arm gelandet ist… Und der andere sagte missmutig: Ich habe nichts gesehen, alles war so grau in grau. Menschen gafften wie immer blöd herum, überall war Hundedreck und hingeworfenes Papier. Und fragte: Welchen Weg bist du denn heute gegangen? Da antwortete der andere, den wir immer gehen.

Gott tut keine Wunder? Vielleicht nicht so spektakulär. Man muss es lernen, Wunder Gottes zu sehen, man muss sie sehen wollen, man muss Gott gegenüber offen sein. Gott wirkt nicht unbedingt, was wir wollen – aber sehen zu können, was er an uns wirkt, das ist schon ein Wunder. Darum: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. 1Johannes 3,8b

Wir wundern uns heute über diese Sprache, wenn wir hören: Werke des Teufels. Doch was sind die Werke des Teufels? Das Wort Teufel kommt aus dem Griechischen und bedeutet: Durcheinanderwerfer, Verwirrer, Verleumder. Der Schreiber unseres Johannesbriefes verbindet mit dem Teufel ein gottloses Leben. Es ist ein Leben, das das Verhältnis des Menschen zu Gott und der Menschen untereinander durcheinander bringt, Menschen verwirrt, sie auf dem Weg des Bösen setzt. Wir Christen kennen die so genannten sieben Todsünden, die Ausdruck für das gottlose Leben sind: Stolz, Neid, Zorn, Faulheit, Habgier, Völlerei (also: unmäßig essen), Unkeuschheit (also: seine Sexualität nicht unter Kontrolle zu haben). Wer dem Sohn Gottes, von ganzem Herzen und mit seinem Verstand folgt, der versucht, sich von diesen Todsünden fernzuhalten. Warum? Weil sie Zwietracht unter die Menschen säen, Streit, Auseinandersetzungen, Hass. Sie verhindern ein gutes Zusammenleben der Menschen, sie zerstören die Gemeinschaft, sie zerstören unsere Gesellschaft. Und wer dem Sohn Gottes folgt, ist dazu aufgefordert, sich so zu verhalten wie Jesus – in Liebe dem anderen zugewendet. Und das bedeutet gleichzeitig Absage von den sieben Todsünden: von Stolz, Neid, Zorn, Faulheit, Habgier, Völlerei, Unkeuschheit.  

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder (Römer 8,14)

Der Geist Gottes treibt an. Er ist keine Schlafpille, er beruhigt und besänftigt nicht – er setzt Gottes Kinder auf den Lebensweg. Er führt Gottes Kinder ganz eigenartige Wege, manchmal. Und was für Wege er manchmal führt, welche Haltung und Handlung er fordert, das ist für Außenstehende und die Kinder Gottes selbst oft nur schwer zu verstehen. Der Geist Gottes ist es, der von Gottes Kindern Wege gehen lässt, die die Welt vorher noch nie gesehen hat. Er lässt sie solche eigenartigen Wege gehen, weil Gott selbst sie vorangegangen ist: Gott selbst wurde im Kind Jesus kleines Menschlein – und Gottes Kinder sollen sich nicht ihrer Stärke und Macht rühmen; Gott lässt sich in Jesus Christus von Menschen erniedrigen, erniedrigen bis hin zum Tod am Kreuz – und Gottes Kinder sollen nicht dabei sein, wenn andere erniedrigt werden. Im Gegenteil, sie sollen sich nicht scheuen, sich selbst erniedrigen zu lassen. Gott selbst liebt in Jesus Menschen, die Menschen nicht als liebenswert ansehen – und wir können mit Gottes Geist Menschen lieben.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,13)

Es wird so viel herumspekuliert über die Frage: Wie kann eine Jungfrau ein Kind bekommen. Was ist damit gemeint? Wie kann das vor sich gehen? Es folgt allgemeines Kopfschütteln. Johannes gibt darauf die Antwort, die wir soeben gehört haben: Gott, der durch sein Wort, seine Kraft, seinen Befehl die Welt erschaffen hat, der ist auch mächtig, sich durch sein Wort in einem Menschen Mensch werden zu lassen. Das hat mit dem griechischen Gott Zeus, der seinen Tautropfen in ein schönes Mädchen fallen ließ, gar nichts zu tun. Es wird auch gesagt: Gott habe solchen Hokuspokus nicht nötig. Was wir hier hören ist Bekenntnis der Gemeinde: Gott hat in der jungen Frau Maria durch seinen Heiligen Geist einen neuen Menschen geschaffen. Was Hokuspokus ist, bestimmt nicht der neunmalkluge Mensch; was Gott als Tat auswählt, um Menschen seine Liebe zu zeigen, das bestimmt das kleine Hirnwesen schon mal gar nicht. Johannes, der Zeuge des außergewöhnlichsten Ereignisses in der Menschheitsgeschichte – Zeuge des Wirkens Jesu – bekennt: Das Wort ward Fleisch, wurde Mensch, und wohnte, lebte, wirkte unter uns – und wir sahen seine Herrlichkeit. Und wer Gottes Herrlichkeit gesehen hat, der sieht Gott vielfach in unserer Welt wirken.

Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2. Korinther)

Was bedeutet dieser Satz? Er bedeutet: Wir werden alle Jesus Christus als Richter begegnen. Nun hat das einen erschreckenden Klang, wenn wir den Satz aus der Perspektive unserer kirchlichen Tradition lesen. Fegefeuer kommen in den Blick, Höllenschlund und Höllenqualen. Dich wenn wir Paulus lesen, dann ist der Richter, dem wir begegnen werden, der, den wir als liebenden Jesus Christus kennen gelernt haben. Er ist nicht der Scharfrichter, sondern derjenige, der uns mit seinen liebenden und vergebenden Augen ansieht. Wenn wir ihn sehen werden, dann werden wir schon genug beschämt sein, dass wir ihn so schlecht behandelt haben, dass wir nicht genug vertraut und uns nicht in ihm geborgen haben, ihn zu wenig gelobt und gedankt haben – doch wir werden dann von seinem Licht umfangen und nichts anderes tun als bekennen können: Jesus Christus, du bist Herr.

„Einen anderen Grund kann niemand legen als der, der gelegt ist: Jesus Christus.“ (1. Korinther)

Sicher, dieses Wort ist nicht süß, im Gegenteil, es stößt so manchem bitter auf: Jesus Christus ist der Grund, auf den im Leben und in der Gesellschaft alles ankommt? Spätestens dann, wenn einem Krankheit und Tod begegnet, Schuld und Einsamkeit, dann erinnert man sich doch ein wenig – nicht an die Halloween-Süßigkeiten – sondern daran, dass es so etwas wie Glauben gibt. Und man sagt sich: Andere Menschen glauben – und ich nicht? Glaubende tun sich doch, wie auch die Wissenschaft herausgefunden hat, vielfach leichter mit Lebensschwierigkeiten. Möchte ich nicht auch ein wenig Glauben haben? Doch wie bekomme ich diesen Glauben an Jesus Christus, diesen Grund, auf dem alles steht? Indem ich auf Gott in meinem Leben warte, Ausschau halte nach ihm – und mich von ihm überraschen lasse.   

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Johannes 5,4)

Was für ein Wort! Wir sind Sieger! Wie fühlt sich ein Sieger? Wenn er seinen Sieg ehrlich errungen hat: Gut. Er fühlt sich großartig, stark, befreit von der Last, befreit von Sorgen! Und so hat unser Glaube uns Sieg geschenkt, die Welt kann uns nicht mehr besiegen, wir haben sie überwunden. Nun schauen wir uns an. Was sind wir für Sieger? Wir humpeln und murren durchs Leben. Wir zackern und klagen herum. Wir nehmen gar nicht wahr, dass wir schon längst gesiegt haben. Wir kämpfen weiter und weiter, verausgaben uns und verwunden uns. Ja, so sind wir. Aber heißt es, dass der strahlende Sieger immer unversehrt ist? Wir sind Sieger. Wir sind großartig und stark – aber mit den Blessuren, die das Leben mit sich brachte. Über all das, was wir an körperlichen und seelischen Wunden und Narben mit uns herumtragen, können wir stolz sein. Wie Sieger eben: All das hat uns nicht kleingekriegt, denn der Glaube ist unsere Stärke.  

Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25,40)

Einmal fragte einer Jesus: Und, wer ist mein Bruder? Und Jesus antwortete: Derjenige, der dich benötigt. Was bedeutet das? Brüder und Schwestern sind nicht die Menschen, denen ich helfen will, sondern die Menschen, die meine Hilfe benötigen. Und wer diesen hilft, der tut Jesus Christus Gutes. Anderen helfen ist somit wahrer „Gottes-Dienst“. Und unser Gottesdienst hat seinen Namen einmal daher, dass wir Gott mit unseren Liedern dienen, vor allem aber auch daher, dass Gott uns dient mit Trost und Stärkung und Ermahnung. Und wenn wir dann gestärkt sind, können wir draußen an Schwestern und Brüdern unseren wahren Gottes-Dienst wahrmachen. Einander lieben – das ist der wahre Gottesdienst.

Lukasevangelium (18,31): Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten und dem Menschensohn.

Das Passionsleiden Jesu kam nicht unerwartet. Christen erkennen schon in alttestamentlichen Schriften Hinweise auf dieses Leiden Jesu. Wie kommt das? Sie bekennen, dass Gott der Herr der Geschichte ist, sie bekennen, dass er der Schöpfer des Menschen ist – und der Herr der Geschichte, der Schöpfer, er kennt den Menschen. Er weiß, dass der Mensch nichts neben sich duldet – auch Gott nicht. Er mag auch von Gott nicht gerne hören, dass er sich ändern soll, dass er dem Nächsten in Liebe begegnen soll, dass er nicht auf sich selbst bauen, sondern Gott vertrauen kann. Und weil Gott in Jesus Christus das alles deutlich gemacht hat, musste sich der Mensch gegen Gott wenden – Jesus wurde von Menschen gefoltert und hingerichtet. Dass Jesus unseren Menschen-Zorn auf Gott ertragen hat, das macht uns, die wir das spüren, das erfahren – dankbar.

Lukasevangelium (13,29): Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Ein Kleinkind versteht nicht unbedingt die Worte der Eltern. Es sieht ihr Gesicht und weiß sie zu deuten: Blickt ein freundliches Gesicht sie an, dann strahlen sie zurück. So geht es mir mit Worten der Bibel, die ich nicht verstehe. Ich weiß, dass Gott mich liebt – und wenn ich ein Wort lese, das mir nicht klar wird, dann strahle ich zurück. Und auch dieses Wort ist ein Wort, das Gottes Liebe ausspricht: Er will mit uns an einem Tisch sitzen, er will mit uns gemeinsam essen und fröhlich sein. Wir fragen: Wie soll das zugehen? Wir wissen es nicht. Aber wir hören die liebenden Worte Gottes und freuen uns und strahlen zurück.

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. 1. Joh.

Auch wenn wir nicht an einen Teufel glauben, der mit blöder Fratze, Bocksfuß und langem Kuhschweif durch die Weltgeschichte zieht, so sehen wir doch allenthalben, dass wir Menschen Dinge tun, die andere verletzen und vernichten. Wir sehen, dass Menschen Gutes vorhaben und Böses bei herauskommt, dass wir selbst Dinge tun, von denen wir wissen, dass sie für niemanden gut sind, weder für uns, noch für die anderen. Wie schnell sind auch Worte aus dem Mund geschlüpft, von denen wir hinterher sagen, hätte ich sie doch nur verschluckt! Wie oft hören wir in uns die Mahnung: Gib Ruh, der andere ist jetzt sehr aufgebracht, weil er Hunger hat, oder sonstwie schlechte Laune hat – und doch geben wir Konter, so dass Streit entsteht. Gedanken ziehen durch unser Hirn, vor denen wir erschrecken – und schlimm ist, dass es Menschen gibt, die diese in die Tat umsetzen.

Das alles kennen wir. Christen wissen um die Niedertracht, die Grausamkeit, die Ungerechtigkeit in ihnen – doch sie schauen auf den, der ihnen hilft, all dem zu begegnen. Das Böse will unsere Gedanken gefangennehmen – Christus befreit unsere Gedanken für das Gute. Das Böse macht sich überall breit, im Fernsehen, im Leben, in der Weltgeschichte, immer und immer. Christus schenkt Licht, damit die Dunkelheit weicht. Das Böse in PC-Spielen, Filmen, Videos und Drogen reizt und lockt uns – Christus ist gekommen, dass wir erkennen können, dass diese Dinge unsere Gedanken fesseln und verfinstern möchten und uns aggressiv und abhängig machen. Er schenkt Auswege, damit wir meiden, was unser Leben stört und zerstört. Wir sehen die Gedankenlosigkeit, die andere in Hunger leben lässt – Christus weist uns zu den Notleidenden.

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen. Und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umsomehr fordern (Lukasevangelium 12,48).

Ist mir viel gegeben? Mögen wir uns fragen. Solange wir unsere Hände regen können, können wir anderen Gutes tun. Solange wir unsere Füße bewegen können, können wir zu anderen gehen, um sie aufzurichten. Solange wir unsere Gedanken verwenden können, können wir uns anbieten, Auswege und Wege zu suchen. Und wenn wir nichts tun können, weil andere uns meiden, wir den Weg zu ihnen nicht gehen können, unsere Hilfe nicht erwünscht ist? Wir können beten. Beten, beten, beten. Und auf diese Weise Gottes Segen und Liebe über die Menschen legen.

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. (Lukas)

Was wurde uns gegeben? Was wurde uns anvertraut? Was wird bei uns gesucht? Was wird von uns gefordert? Uns wurde die Bibel gegeben, uns wurde das Wissen um Jesus Christus anvertraut. Uns wurde gegeben, dass wir Gottes Kinder sein dürfen. Uns wurde geschenkt, dass wir mit Jesus Christus leben können. Viel wurde uns gegeben. Wir sind stolz. Viel wurde uns anvertraut. Wir erschrecken. Stolz und Erschrecken liegen so nahe beieinander, wenn wir es mit Gott zu tun bekommen. Und das sehen wir nachher in der Predigt am Beispiel der Bergpredigt. Sie enthält wunderschöne Perlen – so schön, dass wir froh wären, sie nicht bekommen zu haben.

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Epheser 2,19)

Wir sind Mitbürger der Heiligen, weil wir heilig sind. Ich bin heilig? Ja, denn Heilige sind nicht Menschen, die aus sich heraus ganz besonders sind, sondern die Menschen, die zu Jesus Christus gehören. Menschen, die getauft sind, gehören zu Jesus Christus, und sollen sich auch so verhalten, wie es Jesus Christus angemessen ist.

Karfreitag

Viele von uns tun sich schwer mit dem Gedanken, dass Jesus sterben musste, damit ich leben kann. Wir wollen uns selbst vor Gott verantworten. Ich will selbst für mich einstehen. Ich bin dazu stark genug.

Wir werden uns auch vor Gott verantworten müssen, keine Sorge.

Uns Menschen hauen schon die kleinsten Kränkungen aus der Bahn, der kleinste Zahnschmerz macht das Leben nicht mehr lebenswert. Und wir glauben wirklich, vor Gott stark zu sein? Wir Menschen, die wir uns selbst nicht verstehen – wir wollen uns vor Gott verteidigen, der unsere tiefsten Tiefen kennt, der weiß wie wir wirklich sind?

Jesus starb, er nahm unseren Zorn gegen Gott auf sich; er starb, damit wir Gott annehmen können. Sein Sterben widerspricht unserem Zorn und unserer Selbstüberschätzung. Er starb aus Liebe zu uns Menschen. Es ist geschehen – lassen wir es für uns geschehen sein.

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98

Was für Wunder wirkt der Herr? Wir werden heute über sieben Lichtstrahlen Gottes hören. Sieben Wunder: Er vergibt uns unsere Schuld, er schenkt uns seinen Frieden, sein Wort schenkt er uns in der Bibel, er schenkt uns seine Weisheit, wir leben im Namen des Herrn Jesus Christus und – last but not least: Wir sind die Geliebten Gottes.

Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2. Korinther)

Paulus weiß, dass Glaubende durch Jesus Christus gerettet sind. Dennoch müssen sie sich für ihr gottloses Tun, Denken und Reden verantworten. Aber das muss uns keine Angst machen: wir sind gerettet. Wir werden wahrscheinlich eine Weile unendlich traurig sein, dass wir so gottlos lebten – obgleich wir anderen zum Segen hätten sein können.

Zu Hiob

Manche Menschen erfahren Not und Leid – und damit das Bild vom liebenden Gott nicht zerbricht, verlassen sie ihn. Gottesverteidiger, sie können das Dunkle nicht mit Gottes Liebe zusammenbringen.

Manche Menschen erfahren Not und Leid – und gehen von Gott weg zu anderen Göttern bzw. vergöttern den Menschen. Keine Gottesverteidiger, sondern Abwender.

Jesus zeigt einen anderen Weg: Manche Menschen erfahren Not und Leid und wenden sich anderen in Liebe zu. Gottesverteidiger, die das Dunkle mit Gottes Liebe vertreiben wollen.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Was ist das für eine Herrlichkeit, von der der Evangelist spricht? Es ist nicht die machtvolle Herrlichkeit der Herrscher in den Palästen, es ist nicht die funkelnde Herrlichkeit reicher Menschen mit ihrem Luxus, es ist nicht die Herrlichkeit, die schöne Menschen ausstrahlen. Die Herrlichkeit Gottes strahlt aus ihm heraus: seine Werke sind für Menschen schön, weil sie ihnen helfen; seine Anwesenheit ist für Menschen schön, weil sie sich geborgen und froh wissen; seine Worte sind schön, weil sie Menschen, die sich auf sie einlassen, das Wichtigste im Leben sind; seine Schlichtheit, Armut und Anmut sind herrlich, weil sie Gott erkennen lassen.

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Gott wurde in Jesus Christus Mensch. Wir sahen seine Herrlichkeit. Das ist ein stolzes Wort. Ein Wort, in dem Freude und Jubel versteckt sind. Kein Mensch hat Gott je gesehen, keiner hat ihn gehört, keiner hat ihn gespürt – und hier, in diesem Menschen Jesus von Nazareth ist Gott sichtbar, hörbar, zu spüren. Es gibt daran kein Zweifel, denn wir sahen seine Herrlichkeit. Was ist das für eine Herrlichkeit? Es ist die Herrlichkeit, die unser Menschenleben ganz auf den Kopf stellt, weil sie endlich, endlich den Menschen zeigt, wie Gott ihn haben will. Wir können machen was wir wollen: Wir stellen uns unter Herrlichkeit was anderes vor als ein Kindchen in Armut geboren. Als ein Mann, der durch den Staub Galiläas zieht, kluge Worte spricht und einzelne Menschen heilt. Die Herrlichkeit Jesu Christi kann nur sehen, wer auch Gott in Jesus Christus wirken sieht. Denn in ihm reicht der Himmel, die Welt Gottes, auf die Erde. Und er macht uns zu Gottes Kindern. Alles ist zutiefst irdisch, gering. Und so begegnen Menschen durch die Jahrhunderte hindurch der Herrlichkeit Gottes in den tiefsten Tiefen ihres Lebens.

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes (Lukasevangelium 13. Kapitel).

Heute haben wir den Bibelsonntag. Darum möchte ich Sie daran erinnern, dass die Bibel verbreitet ist, unter den Menschen im Osten und im Westen, im Norden und im Süden. Überall versammeln sich Menschen um dieses Wort oder lesen es allein. Zu Hause, unter Palmen, in der Steppe, in Hütten, in Palästen. In Not und Freude – überall ist die Bibel auf der Erde dabei. Sie suchen nach dem Schatz in diesem Text. Nach ihrem ganz persönlichen Schatz. Wie Schatzsuchende machen wir uns auf den Weg und schauen in diesen Texten, welche Schätze Gott uns entdecken lassen möchte. Viel Gestrüpp muß man durchkämmen – in uns, im Nicht-Verstehen der Worte. Große Trockenheit muss man durchstehen und Durst, Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit überwinden, um diesen mir bestimmten Schatz bergen zu können. Und ich möchte sie ermuntern: Wenn sie bei der Lektüre der Bibel hängen bleiben, aus irgendeinem Grund nicht weiterkommen oder eine Initialzündung brauchen, wenden Sie sich an uns, die wir ja gelernt haben, mit diesem Wort Gottes, wie andere es genannt haben, den Liebesbrief Gottes an uns Menschen, umzugehen. Denn dieses Wort birgt Schätze, und es wäre schade, wenn sie sich aus irgendeinem Grund davon abhalten ließen, danach zu suchen.

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt euer Herz nicht (Hebräer 3).

Wann hören wir seine Stimme, sein Wort? Zunächst einmal wenn wir im Neuen Testament lesen. Die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas schildern sachlich Ereignisse um Jesus, Johannes führt lange, kunstvolle Reden an, die zu Herzen gehen können, und die Briefe, die wir im Neuen Testament haben, sprechen ganz konkrete Situationen an. In all diesen Texten können wir die Stimme Jesu hören. Eine Stimme, die ermutigt, ermahnt, Hoffnung schenkt, tröstet, fordert und stärkt. Jesus vermag zu jedem von uns sprechen. Das eine Wort gilt dem einen Menschen, ein anderes wird einem anderen Menschen wichtig. Zu jedem spricht er, wie er es braucht. Wenn wir jedoch nicht aufmerksam werden auf seine Stimme, aufmerksam hören lernen, was er zu sagen hat, dann mögen wir viele Worte lesen, doch können wir seine Stimme in ihnen nicht hören. Je mehr wir mit einem Menschen zusammen sind, desto besser können wir ihn verstehen. Das gilt auch für das Leben mit Jesus Christus, für das Hören dessen, was Jesus Christus uns zu sagen hat. Einmal kurz hingehört – heißt nichts hören.

Wir können seine Stimme noch vielfach hören. Im Gebet, in der Predigt, in Liedern – für alles gilt dasselbe: es gilt, hören zu lernen, wollen wir seine Stimme wirklich verstehen.

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt euer Herz nicht.

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes)

Die Himmelfahrt Jesu Christi ist nicht ein Geschehen, das vor 2000 Jahren stattgefunden hat und uns heute nichts mehr angeht. Himmelfahrt bedeutet, dass Jesus Christus gemeinsam mit Gott über Mächte und Gewalten, über politische und private Ereignisse regiert, und dass diese seine Regierung uns alle angeht. Wir gehören zu ihm, so eng zu ihm, dass er auch in seiner Herrschaft ohne uns nicht sein möchte. Ob wir leben oder sterben: Wir gehören zu ihm. Ob sich einzelne politische, religiöse Mächte in einer kurzen Zeit machtvoll und arrogant benehmen – er herrscht, und sie vergehen wie ein Nichts. In München gab es vor Kurzem eine Diskussion zum Thema, ob die Kirche noch Zukunft habe. Wenn sie Menschenwerk ist, dann wird sie keine Zukunft haben. Aber die Kirche gehört nun einmal zu Jesus Christus. Er ist ihr Herr, er regiert sie. Und somit wird die Kirche Zukunft haben, aber nur, wenn sie auf ihn hört.

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Epheser)

Jesus Christus ist das Licht der Welt und Glaubende leben von diesem Licht. Wie der Mond von der Sonne bestrahlt die Nacht erhellen kann, so sind auch Glaubende in dieser Welt der Dunkelheit Lichtspender, weil sie im Licht Jesu Christi leben.

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Epheserbrief)

Glaubende, die von Jesus Christus berührt worden sind, sind Kinder Gottes, sind Kinder des Lichts. Gott ist Licht und hat uns durch Jesus Christus ein Licht in unseren Herzen angezündet. Und wenn wir auf sein Licht schauen, so werden wir hell. So hell, dass auch andere von dem Licht leben können. Wo Kinder des Lichts sind, herrscht Güte: sie vergeben anderen, sie lassen sich nicht bedienen, sondern dienen. Wo Kinder des Lichts sind, ist Gerechtigkeit: sie versuchen Gemeinschaft zu stiften, wo Einsamkeit wohnt, wo Streit, Zorn und Ungerechtigkeit sind, wollen sie besänftigen. Wo Kinder des Lichts sind, ist Wahrheit: Wo sie sind, herrscht nicht das Böse, herrschen nicht dunkle Stimmung, nicht falsche Worte. Gott herrscht, Gott in seinem Licht. Weil Kinder des Lichts jedoch nicht automatisch all das gute Verbreiten, fordert der Schreiber des Epheserbriefes dazu auf: Lebt als solche Kinder des Lichts. Lasst das Licht Gottes durch euch hindurch scheinen. Weil wir uns finster kennen, können wir immer wieder nur bitten: Herr, unser Gott, leuchte du selbst durch uns hindurch und durch die Menschen deiner Gemeinde.

Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen (Jeremia 17,14).

Wenn der Prophet Jeremia Gott darum bittet, heil zu werden, dann geht es hier nicht um Gesundheit, sondern um Heilung des ganzen Menschen, des inneren, des innersten Menschen. Jeremia spricht im Kontext unseres Wochenspruchs von einem trotzigen, verzagten Herzen des Menschen, davon, dass Menschen Gott verlassen und bittet um Heilung. Auch preist er Menschen, die geheilt sind, glücklich: Gesegnet ist der Mensch, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Und weil er selbst nicht glücklich ist, bittet er Gott um Hilfe: Heile du mich, Herr, so werde ich heil, hilf du mir, so ist mir geholfen.

Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (Korintherbrief)

So ein Wort hören wir nicht gerne. Wir Christen haben Jesus rosarot angemalt. Wir malen seine Liebe und Fürsorge so groß, dass sie im Grunde gar nichts mehr bedeuten. Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Nicht allein wir Christen, sondern auch die Menschen aus den Völkern: Juden, Moslems, Buddhisten, Atheisten – wer mag das heute schon gerne hören? Wir basteln uns beschämt einen eigenen Gott. Dieser Gott, der eigentlich der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, der die Völker regiert und sie zur Verantwortung zieht – dieser Gott wird zu einem harmlosen Herzensgott. Verkündigung wird zahnlos, sanft. Sobald Gegenwind von Menschen kommt, die Gott nicht kennen, entschuldigen wir uns für unseren Gott. So haben wir ihn uns nicht gedacht, so haben wir das alles nicht gemeint. Hart werden Völker, die sich gegen Gott wenden, zur Verantwortung gezogen. An diesem Volkstrauertag erinnern wir uns auch an unser Volk, das für seine maßlosen Vergehen zur Rechenschaft gezogen worden ist. Das erlaubt uns aber nicht, Gott vor anderen Völkern und vor unseren Volksgenossen in Watte zu packen. Gott wird auch sie zur Rechenschaft ziehen. Wer weiß das nicht besser, als das Volk Gottes, wenn es noch seine Bibel ernst nimmt?

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Johannes)

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Was für ein Satz des Apostels, der mit den anderen Jüngern mit Jesus durch Galiläa gezogen war. Was für eine Zuversicht spricht daraus, wie hochgemut muss dieser Glaube sein, wie freudig, stolz ist er über diesen Glauben. Und dann sehen wir unseren Glauben an: Wir halten ihn zurück. Wir werfen ihn gar nicht mehr in den Kampf, sondern halten ihn zurück, ziehen den Schwanz ein, er kennt keine Siege – aber auch keine Niederlagen, weil wir ihn forthalten aus allen Auseinandersetzungen. Und so verkümmert er wie ein Pflänzchen ohne Licht und Wasser. Keiner bemerkt ihn. Wie kann der Apostel Johannes vom Sieg des Glaubens sprechen, der die Welt überwunden hat? Weil er auf den schaut, von dem der Glaube kommt. Er ist kein Leisetreter, sondern lässt seinen Glauben von Christus bestimmt sein. Wollen wir die Welt eigentlich überwinden? Sie ist doch so schön! Irgendwann muss sie jeder hinter sich lassen. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es darum, sich in der Welt, die ja im Kern gute Schöpfung Gottes ist, nicht von dieser Welt mit ihren guten und bösen Seiten bestimmen, beherrschen zu lassen. Der Glaube ist der Sieg, da er in dieser Welt mit Gott lebt – und sie darum überwunden hat.

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Wer beim Pflügen zurückschaut, der pflügt kreuz und quer. Wie einer am Autolenkrad, der nur zurückschaut, kreuz und quer fährt. Der Ballast der Vergangenheit soll nicht das Leben mit Jesus Christus bestimmen: Er schenkt Vergebung, damit wir neu anfangen können. Er richtet uns neu aus, damit ein verkorkstes Leben den Menschen nicht mehr länger bestimmen muss. Und wenn wir meinen, ohne irgendwelche Verfehlungen unser Leben gelebt zu haben, dann sagt er uns: Schau nicht darauf, dass du so ein toller Kerl gewesen bist, sondern nimm Gott in den Blick, du hast mehr davon.

Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.

Liegen wir vor Gott mit unserem Gebet? Vertrauen wir nicht doch auf unsere Gerechtigkeit? Vertrauen wir wirklich auf Gottes große Barmherzigkeit? Wer kann da „Ja“ sagen? Wir erschrecken und sagen: Gott, wir wollen vor dir liegen mit unserem Gebet. Wir wollen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit vertrauen. Doch wollen wir wirklich? Wer kann da „Ja“ sagen? Wir erschrecken und sagen: Gott, du kennst uns. Du weißt, was wir tun, was wir wollen, was wir vielleicht wollen – oder vielleicht auch nicht tun und wollen. Und weil wir uns selbst ein Rätsel sind, ein verzweifeltes oder hochmütiges Menschlein, sobald wir uns mit deinen Augen ansehen, schauen wir von uns weg, auf deinen Sohn Jesus Christus.

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Römerbrief 8)

Der Geist Gottes treibt an. Er ist keine Schlafpille, er beruhigt und besänftigt nicht – er setzt auf den Weg, er lässt Gott suchen, ihn finden – nicht den Gott, den wir gerne hätten, sondern Gott, wie er ist und als welcher er sich uns Menschen in Jesus Christus vorstellt. Er ist ein unbequemer Gott, einer, der uns Rätsel aufgibt, der uns aber dennoch nahe ist, Geborgenheit schenkt. Der Geist Gottes treibt an, dass wir auch das tun, was er von uns getan haben möchte – zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen.

Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. (1. Petrus)

Helfe ich mir nicht selbst, dann hilft mir keiner. Auch Gott nicht. – Diesem uralten Bekenntnis der Menschen, stellt der erste Petrusbrief ein anderes Bekenntnis entgegen: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Wie kommt er darauf? Menschen, die sich ganz auf Gott eingelassen haben, die ihr Leben aus Gott heraus leben, wie Jesus, wie Petrus, die haben bis heute solche Erfahrungen gemacht. Freilich ist das kein Spruch, der Faulpelze ermuntern will, Faulpelz zu bleiben, denn jeder, der sich ganz auf Gott eingelassen hat, weiß, dass er auch sein Leben mit Gott führen muss, den Willen Gottes tun muss. Wer ganz mit Gott lebt und in diesem seinem Leben Sorgen hat, der soll seine Sorge auf Gott werfen, und er wird für ihn sorgen. Wie er für uns gesorgt hat, das wird uns manchmal erst die Ewigkeit zeigen. Ich lese zurzeit immer wieder mal aus dem Buch: Mit Jesus im Feuerofen. 366 Andachten verfolgter Christen. Und diese Menschen bestätigen, dass für Menschen, die ihr Leben ganz mit Gott leben, selbst unter unwürdigsten Bedingungen gilt: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“

Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater)

Jesus Christus ist kein Gesetzgeber – aber er hat einen hohen Anspruch. Er hat – wie man heute sagt – überwiegend grobe Eckpfeiler eingeschlagen, an denen Glaubende sich orientieren können. Diese vier Eckpfeiler heißen: Liebe, Liebe, Liebe, Liebe. Und zwischen diesen Eckpfeilern müssen wir Christen mit unserem Leben verantwortungsvoll bauen. Und einen solchen Baustein nennt Paulus in unserem Wochenspruch: Liebende helfen anderen Menschen Lasten tragen. Wenn einer allein an seinen Lebenslasten trägt, kann er zerbrechen. Hat er Menschen zur Seite, die im Namen Jesu Christi mithelfen, die Lasten zu tragen, dann kann er unter den Lebenslasten stärker werden. Paulus meint jedoch nicht: Warte, bis einer deine Lasten tragen hilft! Er meint auch nicht: Trage die Lasten aller. Er meint nur eins: Geh hin, jeder und jede, hilf anderen die Last tragen!

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Wir Menschen wollen das nicht glauben, können es auch nicht glauben. Können wir es nicht glauben? Wie kommt es, dass Zeitgenossen eher an Reinkarnation glauben wollen, als an die Auferstehung mit Jesus Christus? Reinkarnation ist doch auch nicht beweisbar. Das liegt daran, dass wir Menschen nur glauben wollen, was wir uns selbst zurechtbasteln. Andere Zeitgenossen glauben an gar nichts nach dem Tod. Sie haben recht: Wir sehen nur Tod um uns, Sterben – aber die Auferweckung der Toten sehen wir nicht. Und so starren sie auf das, was vor Augen liegt: auf Sterben und Tod. Der Petrusbrief beweist nicht die Auferstehung aber er begründet sie: Er lobt Gott, weil Gott selbst die Hoffnung auf die Auferstehung ins Herz gibt. Eine lebendige Hoffnung, gibt Gott ins Herz. Was ist das, eine „lebendige“ Hoffnung? Das ist eine Hoffnung, die nicht stur an dem fest hält, was man denken kann oder was man nicht denken mag. Es ist eine Hoffnung, die sich auf Gott hin ausrichtet, nach seinem Tun. Es ist eine Hoffnung, die sich ihm und seinem wunderbaren Tun in Jesus Christus ganz überlässt. Darum: Wir haben allen Grund, die Auferstehung von den Toten zu glauben, weil Jesus Christus von den Toten auferweckt worden ist. Das ist kein stures Dogma, sondern er ist als Lebendiger erfahrbar. Weil er von den Toten auferweckt worden ist und lebt, so werden auch wir auferweckt werden in Jesus Christus.

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht (Joh 12,24).

Mit diesem Wort aus dem Johannesevangelium handelt es sich nicht um eine alberne Bauernregel, denn es ist doch klar, dass ein Weizenkorn erst in die Erde fallen muss, um Frucht tragen zu können. Wir sprachen in der Kinderkirche über das Thema: Ihr seid das Salz der Erde. Das fanden die Kinder eigenartig: Menschen sind Salz? Sie können mit Bildworten nicht umgehen und haben es nicht auf Anhieb verstanden. Auch mit unserem Wochenspruch handelt es sich um ein Bildwort. Es geht um den Tod Jesu: Er könnte am Leben bleiben – aber dann hätte niemand etwas davon. Aber er wird getötet werden – und durch seinen Tod haben Menschen überall auf der Welt etwas davon und zwar unermesslich viel: Wir erkennen die Liebe, mit der Gott uns liebt. Mit dem Leiden Jesu sehen wir, dass Gott uns in unserem Leiden nahe ist, dass er uns durch unser Leiden hindurch in seine Nähe holt. Kinder Gottes leben in der Fülle Gottes. So sagt Johannes: Sosehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab, damit die Welt gerettet werde und wir ewiges Leben haben können.

Jesus sagt zu seinen Jüngern: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lukas 18,31)

Jesus weiß, dass sein Wirken nun bald ein Ende haben wird. Er bereitet seine Jünger darauf vor. Er wird getötet werden – das wird für die Jünger eine schlimme Erfahrung werden. Aber er tröstet sie mit dem Hinweis auf die Propheten. Die Propheten sind die Stimme Gottes und diese Stimmen haben schon vorausgesagt, was mit ihm geschehen werden wird. Und so hören wir beim Propheten Jesaja (53): „Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man sein Gesicht verbirgt, war er verachtet, wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen … Er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. … Durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Obwohl die Jünger diese Voraussagen kannten, waren sie sehr erschrocken und traurig. Doch weil all das Leiden Jesu von Gott vorausgesagt worden war, sahen sie: Was auch geschieht, Gott weiß darum, Gott lässt sich die Weltgeschichte nicht aus der Hand nehmen. Gott ist Herr und kann auch das Schlimmste zum Guten führen. Dem gewaltsamen Tod seines Sohnes folgte die Auferweckung und Rettung der Menschen.

„Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben“ (Johannesevangelium 10,11.27f.)

Einmal sah Jesus die Menschen hierhin und dort hin rennen, innerlich zerrissen, sich selbst fremd. Und da sagte er traurig: Sie sind wie Schafe ohne Hirten. Sie wissen nicht wohin in ihrem Leben, was sie mit dem Leben anfangen sollen, wie es mit allen Höhen und Tiefen zu bewältigen ist. Die Fragen, den Schmerz – sie tragen alles mit sich herum, und erleiden ihn mal laut klagend, meistens stumm. Und er bietet sich als guter Hirte an. Jesus ist der gute Hirte. Wir können seine Stimme hören – wenn wir nur auf sie Acht haben: im Lesen des Evangeliums, im Gebet, in unseren Alltagssituationen. Er kennt uns. Wir sind nicht allein. Die Menschen, die zu ihm gehören, folgen ihm. Sie schauen auf ihn, sie schauen nicht auf die Nöte, auf die Wüste, durch die sie gehen müssen, sie bleiben auch nicht in den vermeintlichen Paradiesen zurück, wenn es ihnen gut geht. Sie schauen auf ihn und gehen hinter ihm her, durch Wüste und Glück, durch Finsternis und Licht. Er kennt sie und führt sie zu einem Ziel: das ewige Leben.

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre (1Joh 3,8).

Die meisten Menschen möchten heute nur an die guten Mächte glauben, an die Engel. An den Teufel glauben nur noch die Satanisten, sie meinen den Teufel diszipliniert zu haben, damit sie keine Angst mehr vor ihm haben müssen. Der moderne Mensch, so heißt es, glaubt weder an gute noch an böse Mächte – es ist der Mensch, der gut und böse handelt. Doch ist das Erschrecken groß, sieht man auch nur ein Zipfelchen vom Bösen – und es dauert nicht lange, bis die Schlauen wieder sagen: es liegt nur an der Erziehung, an der Religion, man kann es verstehen. Und man versteht in Wirklichkeit nichts. Gar nichts. Bis zum nächsten Entsetzen. Die christliche Tradition lebt seit ihren Ursprüngen mit dieser Frage – und kann recht gelassen damit umgehen. Sie muss weder die Engel vergöttlichen noch den Satan fürchten. Weder gute Mächte anbeten noch vor bösen Mächten in die Knie gehen. Wir gehören Gott, der uns liebt. Mehr müssen wir nicht wissen.

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstocket euer Herz nicht. (Hebräerbrief)

Das kennen wir von Kindern: Wenn sie etwas nicht hören wollen, dann tun sie so, als hätten sie es nicht gehört. Wir Erwachsenen brummen oder murren dann eher vor uns hin. Wenn es um Gott geht, dann sind wir oft nicht anders: Wir hören Gottes Wort – sei es in der Bibel oder durch Ereignisse im Leben – wir wollen es nicht hören, tun so, als hätten wir sie nicht gehört oder brummen vor uns hin. Denken uns unseren Teil, aber das wars dann auch schon. So ist es halt – aber wundern wir uns dann, wenn wir immer mehr in uns verkrampfen, verdunkeln, mürrisch werden? Gottes Wort ist das schöne Licht, der frische Wind, der durch uns hindurchpusten will, damit es in uns nicht stockig wird.

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.(1. Johannes)

Der Teufel ist los. Das können wir sagen, wenn wir die Situation in Kenia ansehen, die äußerste Brutalitäten im Kongo, von denen wir in den Medien nichts hören, wahrscheinlich wollen sie uns vor diesem immensen Ausmaß an Grausamkeiten bewahren. In vielen weiteren Ländern ist der Teufel los, wir können sie gar nicht alle aufzählen. Der Teufel ist da los, wo Menschen der Raum zum freien Leben genommen wird. Er ist da los, wo Ungerechtigkeit Gerechtigkeit genannt wird, wo Opfer zu Tätern gemacht werden, wo Friedlosigkeit sich als Frieden schmückt. Er ist da los, wo gelogen und betrogen wird. Wo Ideologien und Religionen, Regierungen und Medien Gutes böse und Böses gut nennen. 

Der Sohn Gottes ist gekommen, die Werke des Teufels zu zerstören – und er wurde hingerichtet. Er wirkt weiter. Das Böse hat nicht gesiegt. Gott hat Jesus Christus bestätigt und auferweckt.

Er wirkt weiter? Ja, auch durch uns. In uns möchte er weiterwirken, dass die Werke des Teufels zerstört werden. Es ist hart. Es kann hart sein, den Mund aufzumachen, sich einzusetzen, der Menschlichkeit Raum zu geben. Aber darin erweisen wir uns als diejenigen, die zum Sohn Gottes, zu Jesus Christus gehören. 

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Matthäus 20)

Das Böse regiert auch nach der Selbsthingabe Jesu weiter die Welt, ich tue nicht Gottes Willen und wir müssen noch immer sterben! Was hat sein Leben und Sterben gebracht? Wenn wir wissen, dass seine Liebe stärker ist als das Böse und sich durchsetzen wird, wenn wir wissen, dass wir auch Gottes Willen tun können, dass wir nicht um uns selbst drehen müssen, sondern die Möglichkeit haben, andere zu lieben, wenn wir wissen, dass nach dem Sterben Leben kommt, göttliches Leben und diese Botschaft keine Phantasterei ist – wenn wir das alles wissen, dann leben wir anders, befreit, erlöst.

Unser Leben mag schwer sein, aber es ist von Gottes Licht und Liebe durchdrungen. Jesus Christus hat uns befreit, heißt: Wir können auf sein Licht sehen und müssen uns nicht vor der Dunkelheit ängstigen und von der Finsternis überwältigen lassen.

Und wenn wir das alles nicht wissen? Dann beten wir um offene Sinne, um Gott in der Welt, Gottes Wirken unter den Menschen erkennen zu können.

Unser Leben wird anders – es ist anders.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Johannesbrief)

Auch wenn wir nicht an einen Teufel glauben, der mit blöder Fratze, Bocksfuß und langem Kuhschweif durch die Weltgeschichte zieht, so sehen wir doch allenthalben, dass wir Menschen Dinge tun, die andere verletzen und vernichten. Wir sehen, dass Menschen Gutes vorhaben und Böses bei herauskommt, dass wir selbst Dinge tun, von denen wir wissen, dass sie für niemanden gut sind, weder für uns, noch für die anderen. Wie schnell sind auch Worte aus dem Mund geschlüpft, von denen wir hinterher sagen, hätte ich sie doch nur verschluckt! Wie oft hören wir in uns die Mahnung: Gib Ruh, der andere ist jetzt sehr aufgebracht, weil er Hunger hat, oder sonstwie schlechte Laune hat – und doch geben wir Konter, so dass Streit entsteht. Gedanken ziehen durch unser Hirn, vor denen wir erschrecken – und schlimm ist, dass es Menschen gibt, die diese in die Tat umsetzen.

Das alles kennen wir. Christen wissen um die Niedertracht, die Grausamkeit, die Ungerechtigkeit in ihnen – doch sie schauen auf den, der ihnen hilft, all dem zu begegnen. Das Böse will unsere Gedanken gefangennehmen – Christus befreit unsere Gedanken für das Gute. Das Böse macht sich überall breit, im Fernsehen, im Leben, in der Weltgeschichte, immer und immer. Christus schenkt Licht, damit die Dunkelheit weicht. Das Böse in PC-Spielen, Filmen, Videos und Drogen reizt und lockt uns – Christus ist gekommen, dass wir erkennen können, dass diese Dinge unsere Gedanken fesseln und verfinstern möchten und uns aggressiv und abhängig machen. Er schenkt Auswege, damit wir meiden, was unser Leben stört und zerstört. Wir sehen die Gedankenlosigkeit, die andere in Hunger leben lässt – Christus weist uns zu den Notleidenden.

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.