Herzensgebete sind Jesus-Christus-Gebete, die Menschen immer sprechen, ohne sie zu sprechen.
Wir Menschen denken vieles gleichzeitig, ohne dass manches uns immer zu Bewusstsein kommt. Zum Beispiel: Der eine „Gedankenstrang“ denkt an das, was gemacht wurde, der andere an das, was zu machen ist, der dritte nimmt mit allen Sinnen gleichzeitig wahr, was um ihn herum vorgeht, der vierte ist der bewusste, also der, den ich im Augenblick abrufe usw. usw. Daher kommen auch Freudsche Versprecher: Menschen denken gleichzeitig eine ganze Menge – und dann huscht auf einmal ein Gedanke eines anderen „Gedankenstranges“ hinein.
Paulus spricht von immerwährendem Gebet, davon, ohne aufzuhören zu beten. Damit ist nicht gemeint, dass ein Mensch ständig Gebete spricht, sondern – ich sag es mal so – dass ein „Gedankenstrang“ ständig mit Gott in Beziehung steht. Wie ein profaner Ohrwurm ständig im Ohr rumhängt, so ist positiv ständig ein teil von uns am Beten, dabei, sich an Gott auszurichten.
Traditionell spricht man von Herzensgebeten, von immerwährendem Gebet, von Jesusgebeten. Diese müssen allerdings eingeübt werden. In der Ostkirche kennt man vor allem das Herzensgebet, das schon im 6. Jahrhundert gesprochen wurde: Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner. (Erbarmen bedeutet: sorge für mich, umsorge mich…) Ein Zitat aus dem Neuen Testament. Aber auch nur den Namen Jesu anrufen, ist eine Form: Jesus, Jesus Christus, Herr Jesus Christus…
Jede und jeder Glaubende kann traditionelle Formen übernehmen, kann aber auch sein eigenes Herzensgebet finden. Eines, das mit seinem Atemrhythmus und seinem Lebens- und Glaubensrhythmus übereinstimmt. Mit dem Atem passt zum Beispiel schön zusammen (in Anlehnung an ein Pauluswort): Ich in Dir, Christ – Du in mir oder umgekehrt: Du in mir, Christ – ich in Dir. Oder: Jesus Christ – ich danke Dir.
Wir können auch den Geist Gottes, den Geist Jesu Christi im Herzensgebet ansprechen: Jesu Geist, wirk in mir, oder: Jesu Geist du wirkst in mir…
Wenn wir das jeweilige Gebet in unserem Alltag einbinden, wird es irgendwann ein „Gehirnstrang“ übernehmen und ständig beten – ohne dass wir es noch bewusst mitbekommen. Aber es beeinflusst dann alle anderen „Gehirnwindungen“. Und wenn er dann doch ins Bewusstsein gelangt, lächeln wir freudig – weil er uns ständig mit unserer Grundlage, Jesus Christus, in Verbindung hält.