Religion: Substanz und Funktion

Religion – es wird unterteilt in Substanz und Funktion. Die Substanz ist die transzendente Größe, also die Größe, an die Menschen der Religionen glauben: Gott, Gottheiten, Geister, Ahnen…. Die Religion hat auch eine vielfache Funktion. Kurz gesagt zum Beispiel: Sie stabilisiert Menschen psychisch, fördert Gemeinschaft, bietet Welterklärungen und Verhaltensweisen, die das Zusammenleben stabilisieren.

Säkulare Gesellschaft

Eine säkulare Gesellschaft versucht all die Funktionen der Religion in die eigene Hand zu bekommen. Sie löst sich von Gott – im christlichen Glauben von Gott, der in Jesus Christus gehandelt hat -, konzentriert sich darauf, das zu organisieren, was vorher Aufgabe der Religion war. Es werden Sicherheitskonzepte errichtet, statt Gemeinschaft auf religiöser Basis, bilden sich Interessengruppen, selbst die Biertrinker-Gemeinschaft kann ein engeres Verhältnis zueinander bekommen, als eine religiöse Gemeinschaft, da es um ein handfestes Miteinander geht. Was Christen aus ihrem Glauben versucht haben umzusetzen, wird übernommen (Krankenhäuser und viele weitere diakonisch/caritative Tätigkeiten, Bildung breiter Schichten, Gemeinschaft auf vielfältiger Ebene, psychische Stärkungen, Wissenschaft, Menschenrechte). Das wird nicht nur übernommen, sondern auch ganz von den Wurzeln gelöst.

Handy ersetzt alles

Ich sah neulich einen Cartoon, in der alle möglichen Geräte um ein Handy herumstanden, und diesem vorwarfen, sie abzuschaffen. Ich erinnere mich zum Beispiel an: Telefon, Kalender, Video-Gerät, Fernseher, Fotoapparat, Landkarte, Wecker, Zeitung. Das kann auf der gesellschaftlichen Ebene weiter geführt werden: Es ersetzt reale Gemeinschaft durch eine digitale Gemeinschaft, es ersetzt eigenes Wissen durch „mal schnell recherchieren“, es ersetzt letztlich auch Gott.

Was von Gott geglaubt wird, er bietet Sicherheit – das Handy ist sicherer; Gott ist überall da – das Handy ist greifbar über all da; Gott ermöglicht Kommunikation, wo immer ich bin – das Handy ermöglicht Kommunikation, wo immer man ist, mit Menschen. Gott gibt Regeln – nun kann ich Regeln meiner Community mit Hilfe des Handys eruieren. Es ist nicht erst die Chat gpt KI / AI, die das traditionelle Welterleben auf den Kopf stellt.

Alte Weltanschauungen

Alte Weltanschauungen, wie Nationalismus, Nationalsozialismus, Kommunismus / Sozialismus – und auch Liberalismus und Klimatismus versuchen, die Religion zu verdrängen durch eine neue, von Menschen gemachte Religion. An der Spitze steht der Staat, ob er nun im Namen eines Volkes, einer Klasse usw. auftritt – er versucht Menschen an den Tropf des Staates (bzw. der Regierenden) zu legen, sie von ihm abhängig zu machen, Regeln vorzugeben. Das gelingt immer weniger, wenn er denn nicht lernt, alles bis ins Detail technisch zu kontrollieren.

Das bedeutet: Nicht nur Religion, sondern auch Religions-Ersatz, Pseudo-Religionen werden durch den Säkularismus, wie er in der Technik begegnet, überholt. Was nicht bedeutet, dass nicht neue Ersatz-Religionen, Pseudo-Religionen gebildet werden können: einzelne Menschen, Gruppen, Ideologien, Handlungen als Ersatzreligion, an die man sein Herz hängt, von der man sich Rettung/Lebenssinn verspricht. Wir sehen ja, dass es versucht wird. Und viele lassen ja auch ein Hintertürchen zur Religion einen Spalt offen.

Glaubende – ein positives Geheimnis

Was bleibt den Glaubenden? Munter und mutig ihren Glauben leben, das heißt aus der Beziehung zu Gott durch seinen Geist leben. Dadurch bilden sie immer ein positives Geheimnis – und als solches ein Stachel in der Welt, die sich von Gott lösen möchte. Dewr Glaube wird dann immer stärker ein Glaube, der Gott selbst in den Mittelpunkt rückt. Das ganz einfach darum, weil es Gott gibt. Es wird nicht mehr ein Glaube, der durch die Hoffnung auf Nutzen durch Gott geprägt ist. Das heißt nicht, dass Glaubende nichts von Gott bekommen. Im Gegenteil. Aber nicht mehr das Geschenk steht im Zentrum, sondern der Schenkende. Es steht auch nicht mehr die Institution im Vordergrund. Sie ist aus organisatorischen Gründen wichtig und erleichtert eine Menge – aber der erste bis x. Platz gebührt Gott.

Wichtig ist der Schenkende – nicht das Geschenk

Dann wird es auch weiterhin Zeiten geben, in denen Menschen merken: Die säkulare Welt ist einfach nur eine vergängliche Welt, eine von Menschen konstruierte und von daher eine äußerst fragile Welt. Sie kann letztlich nicht tragen. Menschen spüren es – bis sie eine Gotteserfahrung machen, dann wissen sie es: Es gibt Gott – und weil es ihn gibt, verankere ich mich in ihm, versuche, ihn immer besser zu verstehen, versuche das Miteinander mit Gott zu vertiefen. Ich denke, dass letztlich die andauernde Theodizee-Frage (Warum lässt du das zu, Gott) nur Ausdruck einer Haltung ist, die nicht so sehr Gott selbst im Blick hat, sondern das Geschenk Gottes: Schutz, Gesundheit, Wohlergehen usw. Aber, wie gesagt: es geht um den Schenkenden, nicht um das Geschenk – es geht um den Schenkenden, von dem aber gerne Geschenke angenommen werden.