XXX. Gedichte für jeden Tag
21.07.2025
Kunst
Gott hat uns Menschen mehr gegeben
als Regeln für das Zusammenleben.
Er gab uns die Kunst der guten Wörter,
den Rhythmus der Wörter zur Musik,
die Faszination an der Ästhetik,
das Wahrnehmen der Schönheit,
das Wahrnehmen des Guten und Wahren,
den Versuch, sie in Bilder umzusetzen.
Ihm zum Lob
seiner herrlichen Gnade. (1)
Wenn wir die Kunst missachten,
verlieren wir Halt und Grund,
verlieren wir uns in Finsternis –
in der Finsternis der Sorgen und Ängste,
der Rückschläge und Erniedrigungen,
der Vereinsamung und Verbitterung.
Das Lob verstummt,
die Schuld knechtet.
Gott,
öffne unsere Sinne,
öffne unser Herz,
öffne unseren Verstand,
Dich in Deinem Geist
im Hintergrund wirken zu sehen.
(1) Neues Testament: Epheserbrief 1,6
2. Gott – Götter
Gott hier,
Gott, da,
überall Gott,
in aller Welt,
Verehrung desselben Gottes –
sagen sie.
Natürlich:
Wenn von allen Völkern
Gott in Jesus Christus
erkannt wird,
ist es derselbe Gott.
Wenn Jesus Christus
verleumdet,
geleugnet,
negiert,
bekämpft,
lächerlich gemacht wird,
muss es sich um einen
anderen Gott handeln,
den sie verehren.
Nichts gegen ihre Götter.
Aber Gott, den Christen kennen,
der ist es nicht,
den sie verehren.
Der verehrte Gott,
die verehrte Vorstellung von Gott
prägt das Handeln am Mitmenschen,
prägt das Handeln an sich selbst.
Von daher handeln diejenigen anders,
die nicht an Gott in Jesus Christus glauben.
Wer an Gott in Jesus Christus glaubt,
weiß, wie er im Sinne Jesu handeln wird.
3. Glauben
Wer nicht an Gott glaubt,
meint, es gäbe nur Wahrheiten,
Wahrheit sei relativ.
Er verteidigt dennoch seine Wahrheit,
heftig, sehr heftig zuweilen.
Seine Wahrheit, die es nicht gibt,
ist sein Lebenssinn.
Wer an Gott glaubt,
weiß um die eine Wahrheit: Gott.
Er hat sie nicht,
er lebt in ihr,
sie lebt in ihm,
er leugnet sie nicht.
Er spiegelt sie in Wort und Tat.
4. Leben
Das Wissen
um das Sterben
lässt uns Menschen bewusst leben.
Das Wissen,
dass Gott nach dem Sterben Leben schenkt,
lässt uns Menschen sinnvoll leben.
5. Umbruch
Die Welt ist immer im Umbruch.
Die Frage ist nicht, ob sie es ist,
die Frage ist: Wer gestaltet ihn.
Sind es in Europa noch immer wir Christen?
Damit meine ich nicht die Institution Kirche,
sondern jede Schwester, jeden Bruder in Christus,
wo auch immer Gott uns hingestellt hat:
im Beruf, in Familie, in der Stadt, in der Freizeit.
Gestalten wir sie mit –
oder lassen wir sie gestalten.
Wenn wir sie gestalten lassen,
ist das dann im Sinn von Christus?
6. Menschlich
Theodizee:
Warum lässt Du uns, Gott, leiden?
Anthropodizee:
Warum fügen Menschen einander Leid zu,
obgleich Gott nicht will, dass sie das tun?
Katastrophen, Krankheiten, Behinderungen
würden leichter zu ertragen sein,
wenn wir Menschen miteinander menschlich umgehen würden –
eben genau so, wie Gott es von uns möchte.
7. Gott vertrauen
Glaubst du an Gott?
Ich bin katholisch.
Glaubst du an Gott?
Ich bin evangelisch.
Glaubst du an Gott?
Ich bin orthodox.
Glaubst du
an
Gott?
Gott fragt dich:
Vertraust du mir?
8. Influencer
Beten für die christlichen Influencer,
dass sie den Weg mit Gott nicht verlassen.
Beten für die christlichen Influencer,
dass sie Gott auf ihrem Weg erkennen.
Beten für die christlichen Influencer,
dass sie nicht gegeneinander agieren,
sondern für das Evangelium,
dass sie nicht alles als christlich ansehen,
sondern Geister unterschieden.
Das aber nicht unmenschlich,
sondern mit Demut, mit Liebe, mit Gebet.
9. Gott kennenlernen
Wenn wir Menschen sehen,
machen wir uns ein Bild von ihnen.
Um sie wirklich kennenzulernen,
müssen wir lernen. Lernen.
Bei Menschen kann es sein:
Ich habe mich geirrt.
Ich entferne mich.
Wenn wir Gott sehen,
machen wir uns ein Bild von ihm.
Um ihn wirklich kennenzulernen,
müssen wir lernen. Lernen.
Bei Gott kann es sein:
Ich habe mich geirrt.
Dennoch will ich lernen.
10. Gott gehören
Herr, wir gehören Dir.
Wir sehen Dein Tun nicht in unserem Leben,
wir sehen Dich nicht in unserem Leben,
weil wir nicht auf Dich achten.
Wir leben es vor uns hin.
Du stärkst uns –
wir klagen über Schwachheit.
Du liebst uns –
wir klagen darüber, dass uns niemand liebt.
Du bist uns nah –
wir klagen über Einsamkeit.
Du sprichst zu uns durch dein Wort –
wir beklagen, dass du stumm bist.
Wir beten vor uns hin –
und erkennen niemanden, der uns hört.
Herr, lehre uns, auf Dich zu achten,
damit wir Dich in unserem Leben sehen,
damit wir Dein Tun in unserem Leben sehen.
Herr, wir gehören Dir.
11. Kreuzkette
In manchen Filmen
werden Kriminelle und unangenehme Zeitgenossen
mit einer Kreuzkette gekennzeichnet.
Manche Atheisten und Säkularisten
verbieten Kreuzketten und machen es madig.
Das machen auch manche Christen.
Manche versuchen das Kreuzkettchen zu ersetzen
mit einer Kette, mit einem Halbmond,
um in Ruhe gelassen zu werden.
Wir sind Christen
und lassen uns nicht bestimmen
von wem auch immer, von Kriminellen und Atheisten.
Wenn wir es tragen,
tragen wir es freudig
als Beziehungsmarker, als Ehering mit Jesus Christus.
12. Dankbarkeit
Wer Gott dankbar ist,
ist es auch den Menschen.
Wer Gott sagt: Ich
Ich danke Dir,
sagt hoffentlich auch den Menschen:
Ich danke Dir.
Dankbarkeit benötigt ein befreites Herz.
Wer Gott dankbar ist, ist frei;
so frei, den Menschen auch zu danken.
13. Neu vs. alt
Da leben Christen,
wie sie im Guten immer lebten.
Dann kommen irgendwie neue Christen,
die Ideologien eingesaugt haben,
die Politik über den christlichen Glauben stellen,
und werfen den guten Christen,
die leben wie Christen immer leben, vor,
dass sie traditionalistische Neuerungen einführen.
Irgendwie verrückt,
auch diejenigen,
die Zeitmoden folgen
und anderen heftig vorwerfen,
am Alten festzuhalten.
Der Heilige Geist
rede durch uns,
mit uns,
zu unseren Herzen
und führe uns zum gottgemäßen Leben,
zum ewigen Leben in Gott.
14. Kirche
Wo ist Kirche?
Wo der Geist Gottes regiert.
Wo der Ungeist regiert,
dort ist keine Kirche,
auch nicht in der Kirche.
Wo der Geist Gottes regiert,
da ist Kirche:
Kyriake.
15. Trinitatis
Trinitatis – ein Fest,
Feier der Kirche
Einheit in Verschiedenheit.
Verschiedenheit in Einheit.
Sonst ist es keine Kirche.
Denn:
Gott ist
Einheit in Verschiedenheit,
Verschiedenheit in Einheit.
16. Kirche
Kirche soll alle willkommen heißen,
Kirche soll für alle offen sein.
WWJD – What Would Jesus Do?
Jesus würde alle aufnehmen.
Das Problem
ist heute
in unseren Breiten ein anderes:
Wer will kommen?
Wenn wir nicht hinausgehen,
wie Jesus, wie seine Botschafter,
wer will dann kommen?
Wir warten. Aber müssen hingehen!
Aber was ist,
wenn der Geist Gottes
nicht mehr treibt,
wir ihm nicht mehr folgen?
17. Geist Gottes
Menschen können neu werden.
Viele wollen Menschen verändern.
Ohne die Geistmacht Gottes
geht es nicht.
Ohne die Geistmacht Gottes
wird alles nur Zwang.
Mit der Geistmacht Gottes
bekommen wir Geduld mit Menschen.
Mit der Geistmacht Gottes
bekommen wir Geduld mit uns.
Mit der Geistmacht Gottes
bekommen wir eifrige Gelassenheit.
Wer die Geistmacht Gottes missachtet,
die Menschen erneuern will zum Guten,
verirrt sich auf tyrannischen Wegen.
18. Pfingsten
Feuer:
reinigendes Feuer,
wärmendes Feuer,
vernichtendes Feuer:
Neues kann wachsen.
Wind:
frischer Wind,
stürmischer Wind,
befreit Herzen, Sinne, Hirne:
Neues bekommt Raum.
Geistmacht des immer alten Gottes,
Geistmacht des immer neuen Gottes,
fröhlich empfangen wir Dich,
damit Neues in uns wachse.
19. Pfingsten
Der Apostel Paulus
kämpfte gegen die Gesetzlichen,
gegen diejenigen,
die dem Geist Gottes
keinen Raum lassen wollten.
Die Gesetzlichen heute:
die politisch-weltanschaulichen,
die Glaubende in eine Richtung drängen.
Sie lassen ebenfalls dem Geist Gottes
keinen Raum, begrenzen, beschränken ihn.
Christen sind freie Menschen
durch die Geistesmacht Gottes.
Freut euch an der Freiheit,
die Gottes Geistmacht schenkt.
Lasst euch nicht einschüchtern
durch die politisch-weltanschaulichen Engen.
20. Pfingsten
Von jetzt auf gleich
war alles anders.
Aus Vorsicht wurde Mut.
Fragen wurden abgelöst von Antworten.
Kraft wuchs in der Schwachheit.
Erniedrigte, Unterworfene stehen auf.
Bange Erwartung brandete zur hellauf Freude.
Angstvolle Zurückgezogenheit –
jubelte in öffentlicher Ekstase.
Gehorsam gegenüber Mächtige abgeworfen –
befreit zum Gehorsam gegenüber Gott.
Fesseln zersprangen –
Freiheit in Gott.
Geist, Gottes Geist,
entfesselt
zur Liebe,
Gemeinschaft
in Christus.
Feuer.
Sturm.
Amen.
Amen.
Amen.
Von jetzt auf gleich
war alles anders.
Weltweit.
21. Geist Gottes
Komm, Geist Gottes,
wir benötigen dich so sehr!
Danke, dass Du schon da bist,
uns durchdringst, sonst wären wir nicht.
22. Das beste
Mit das beste, was es gibt:
In der Frühlingssonne sitzen,
mit einer leichten Brise Wind,
im Gezwitscher der Vögel.
Interessant:
Wie Generationen
über Generationen zuvor:
Schöpfung spüren, sehen, hören:
Das beste.
23. Quelle
Gott:
die Quelle in mir,
die Quelle des Lebens,
die Quelle der Kraft,
die Quelle der Freude
entdecken.
Sie ist da.
Warum nicht
sie suchen?
24. Utopien
Moderne Utopien
sind Utopien,
weil der Mensch herrscht.
Prophetische Utopien
sind Zukunft,
weil Gott herrscht.
25. Mensch – Jesus
Foto eines Menschen
ist nicht der Mensch.
Gegenwart eines Menschen,
erfasst nicht den Menschen.
Erfasst nur: mein Bild von ihm.
Unerfasst: denken, fühlen, Charakter…
Jesus von Nazareth.
Ein Mensch.
Den Menschen erfasst –
erfasst nicht den ganzen Menschen.
Erfasst nur: mein Bild von ihm.
Unerfasst: Gott in ihm.
Johannes der Evangelist
sieht den Menschen Jesus:
erfasst Gott in ihm.
Wer seinen Geist hat,
erfasst Mensch und Gott in ihm:
Weg, Wahrheit, Leben.
26. Wort Gottes – Vernunft
Wort Gottes –
Vernunft.
Wissenschaft –
Vernunft.
Wort Gottes – Vernunft,
nicht unbedingt kompatibel mit Verstand.
Verstand untersucht Realität.
Vernunft lebt von der Wirklichkeit.
Vernunft: Erfahrung, Charakter, Kultur.
Verstand: berechnend.
Wurde die Vernunft von Gott erfasst,
erkennt auch der Verstand: Gott ist.
Wort Gottes ist
als Menschenwort
mehr als Menschenwort:
Gottes Wort.
27. Gebetserhörung
Gott erhört Gebete.
Gott erhört Gebete nicht.
Gott erhört Gebete später.
Gott erhört Gebete nicht und sagt:
Lerne Du verantwortlich mit mir, mit meiner Kraft handeln.
Nicht erhörte Gebete können Glaubende nicht von Gott abbringen.
Den Gebeten geht immer die Gewissheit der Existenz Gottes voran.
Die Gebete sind Ausdruck einer vorhandenen Beziehung zu Gott.
Anders ist es mit den Kontaktknüpf-Gebeten.
Die haben andere Besonderheiten.
Warum also denken Menschen,
nicht erhörte Gebete verhindern
den Glauben an Gott?
Weil sie selbst ohne Gottesbeziehung
Wunschgebete gebetet haben?
28. Gebet
Christen müssen sich nicht vor denen fürchten,
die sie wegen ihres Glaubens anklagen.
Sie weigern sich, den Namen von Jesus Christus zu verschweigen.
Ihr Trost, ihr Motor, ihr Lebenssinn ist Jesus Christus.
Viele mögen ihn verwerfen,
ihn lächerlich machen,
ihn ablehnen,
ihn mit all ihrer Klugheit zu übertrumpfen suchen.
Christen müssen sich nicht vor denen fürchten,
die sie wegen ihres Glaubens anklagen.
Ihr Gebet ist (vgl. Apg 5):
Bleibe bei mir, Jesus Christus.
Hilf mir zu widerstehen,
hilf, dass ich mich nicht im Irrtum verkrampfe,
hilf, dass ich nicht mit Hass und Zorn reagiere,
hilf mir, mich nicht zu überheben,
hilf mir Dein Zeuge zu sein,
hilfreich diesen Menschen,
wie alle Zeugen vor mir. Amen.
29. Kind Gottes
Jeder Glaubende, jedes Kind Gottes,
hat eine ganz besondere Beziehung zu Gott.
Unikat, denn Gott geht auf jeden besonders ein.
Gott öffnet dieses besondere Herz, Hirn, diese Seele.
Die Gottesbeziehungen sind immer auch Prozess.
Gott verändert uns manchmal schnell,
Gott verändert uns manchmal ruckartig,
Gott verändert uns manchmal langsam.
Andere Glaubende sind Teil des Prozesses.
Sie können aber nur die Hand reichen,
Verurteilungen stehen ihnen nicht zu.
Heftiges Zerren und Ziehen auch nicht.
Pflege Deine eigene Gottesbeziehung.
Du hast damit genug zu tun –
es sei denn, Du wirst vom anderen eingeladen,
an seinem Beziehungs-Prozess teilzuhaben.